Auf Madeira (1)

Der glatte Atlantik ganz silbern, ein leeres Blatt. Und die einzige dunkle Zeile darauf am Horizont die afrikanische Küste. (Funchal, Madeira, 16.12.)

Vor 99 Jahren lag Shackletons „Endurance“ ein paar Tage lang vor Funchal, um für die Überfahrt nach Buenos Aires verproviantiert zu werden. Im heutigen Hafen gibt es keinerlei Spuren mehr vom Leben vor einem Jahrhundert. Beton, Zement, Stahl und Glas allenthalben. Zwei Kreuzfahrtschiffe an der Mole. Nur die Gesichter und Laute der Männer, die auf der Pier stehen und im Hafenbecken angeln, erzählen.

In Monte der Pulk der Korbschlittenlenker. In Ermangelung von Touristen schlagen die wie Gondolieri gekleideten jungen Männer, sie haben Schuhsohlen aus Autoreifenstücken, mit Kartenspielen die Zeit tot. Auf einer Mauer, die zur Basilika hinaufführt, in der der letzte österreichische Kaiser begraben liegt, schläft ein Hund. Blasse Dezembersonne, Langsamkeit, Warten.

Am Abend das Meer aus hellblauem Licht.