Das sickernde Haus

Nirgendwo. Nirgendwo fühlt sich einer wie du verlorener als auf einem Spielplatz voller Kinder und deren Eltern im Frühling oder, noch schlimmer, Sommer. Warum ist das so, hm? Vielleicht weil das Empfinden einfach keine Pose ist und auch nicht sein will? Wurzeln (Psychologie)? Schuldgefühl (Psychologie)? Ohnmacht! Ohnmacht wohl. Du stehst ohnmächtig vor deiner Unfähigkeit, von dir abzusehen. Ein elender Egoist auf einem Kinderspielplatz. Echt? Oder du bist selber noch immer ein Kind, weigerst dich, erwachsen (geworden) zu sein. Du Elender. Du elendiges ewiges Kind. Das Entscheidende ist die Liebe zu den Kleinen, die Liebe auch zu allen ihren so wundervoll unnützen Spielen. Spiel mit. (25.3.)

Ein uraltes, ein Ur-Bild meines Schreibens: das sickernde Haus. Es war nie am Versickern, immer aber sickerte es. Das bewegliche Haus. Die in den Grund einsickernde Bleibe. Das Feststehende, das sich auf und davon macht. In den Untergrund! Das sickernde Haus. (Woher wusste ich das alles, als ich meine Gedichte so nennen wollte, 1987, vor dreißig Jahren?)

Gib dir einen Straßennamen.

„Wir müssen uns immer wieder klar machen, daß es wichtiger ist, dem Anderen gegenüber menschlich zu handeln, als irgendwelche Berufspflichten, oder nationale Pflichten oder politische Pflichten zu erfüllen. Auch das lauteste Getöse großer Ideale darf uns nicht verwirren und nicht hindern, den einen leisen Ton zu hören, auf den alles ankommt.“ Werner Heisenberg, 1942