Das Übergangscafé

Auf einer schmalen Landzunge im Sund jagt ein großer Hund übers sonnenbeschienene Gras, und Augenblicke später flattert ein Schwarm Wildgänse auf und fliegt über das blaue Wasser davon. Ein Glücksmoment, nicht nur für den Hund.

Im Wartezimmer des Stadtteilarztes – das Krankenhaus im Zentrum hielt die Beschwerden für nicht relevant genug –: Kinder und Familien und Freundespaare und trist durch den Raum blickende Männer und Frauen aller erdenklichen Sprachen. Vibrierende Lebendigkeit, Erleichterungen, Tröstungen, Verzweiflungen. Das Profil einer alten Spanierin, bewundert von ihrer jungen Nichte oder was immer. Die beklommene Schönheit der Araberin mit drei kleinen Kindern und pragmatisch organisiertem Gatten. Das Bürschchen aus dem Kosovo. Zwei französische Lesben. Dazwischen sitzt du mit deinen Tagebüchern von Cheever, ein Buchleser im Trenchcoat. The poetry of earth is never dead. Und keiner muss hinausgetragen werden. Und jedem, der sich verabschiedet, gilt die Bewunderung aller, die ebenso zu überleben versuchen und festhalten an der Freundlichkeit. (Farmsen, 3.9.)

Café de Passage. Das Übergangscafé.

Geh so nah an die Geschehnisse wie möglich. Beobachte die vor sich gehenden Möglichkeiten: die Wörter, die Berührungen. Du bist der Poesiekorrespondent. (8.9.)

Der alte, schlohweiße Nachbar sieht aus wie ein weiser Grass, der lebenskluge Bruder von Günter Grass. Er schiebt sein altes Sportrad durch die Sonne, würdevoller Rollator.

Du musst jetzt in eine andere Pracht gehen – und ihr Teil sein. (9.9.)