Die Fortsetzung von 42

Dass ich Mäntel trage, seit ich der Fuchtel meiner Eltern entronnen bin, Mäntel zu allen Jahreszeiten außer in der Hochsommerhitze – alte Regenmäntel früher, Heermäntel früher, Marinemäntel früher, Ledermäntel, Wildledermäntel, Trenchcoats zumeist und sie noch immer – was sagt das aus, sagt es etwas aus? Es war nie bewusste Abgrenzung. Es fiel mir nicht mal auf bis heute, dieses Absonderungsmerkmal. Nur habe ich mich auf Dauer nie zu Jacken bekennen können! Und andere Mantelträger möchte ich bisweilen grüßen, so wie Motorradfahrer sich in der Zeit vor der umfassenden Ichsucht gegrüßt haben, indem sie aufeinander zu und aneinander vorbei brausten, um dann noch länger über die gerade erlebte Begegnung nachzudenken. Bis zur nächsten vielleicht. Schöne Maschine war das! Schöner Mantel war das! (23.5.18)

Ihr Zahnarzt, Ihr Wohlfühlerlebnis!

Mitten auf dem freien Feld im Sonnenschein liegt eine Kuh. Die schläft. Die ist nicht tot.

„Und mit der Sanftheit einer Lyra haucht der Wind / Lachen her aus dem Garten, wo die Kinder sind.“ Victor Hugo

Eine Frau auf der Straße fragt: „Sind Sie für die Fortsetzung von 42?“ Auf mein verdutztes Gesicht hin erläutert sie: „Meinen Sie, es sollte ein Follow-up von 42 geben?“ – „Vielleicht“, antworte ich aus reiner Hilflosigkeit. „Vielleicht 43?“ (Eppendorf, 1.6.)

„Was uns gerettet hat, war der schöne September“, sagt im Radio die Winzerin.

Mann geht vorbei, durchs Licht des frühen Juni. DEATH ÜBER ALLES steht auf seinem Rücken.

Drüben – auf der Straßenseite gegenüber dem Küchenfenster – wird die einzige Bäckerei im Viertel geschlossen, nach 49 Jahren, die es den Laden gab. (Wochenlang bleiben Tag für Tag die Leute vor dem von innen abgeklebten Schaufenster stehen, lugen durch die Spalte ins Dunkel des ausgeweideten Verkaufsraums, rütteln sogar an der Tür.) Die Bäckerei, über dessen Fenster das Wort BÄCKEREI steht, war ebenso lange geöffnet und verkaufte Brot und Kuchen, meist leider faden Kuchen, wie vor meinem Küchenfenster die alte Laterne gestanden hat, die vor einigen Monaten ausgetauscht, noch auf der Straße zersägt und dann abtransportiert wurde wie eine Tote, wie eine gefällte und entastete Tanne. Sollte es eine Verbindung zwischen der Laterne und der Bäckerei gegeben haben? Waren sie ein Paar? (Barmbek, 6.6.)