Feuer, 1979

Den Komposthaufen abzufackeln, kam er mittags aus dem Haus.
Er schritt mir quer durchs Spielfeld der bepflasterten Terrasse
mit geballter Faust und in der Linken einer grünen Flasche:
Traumtanz-Endspiel. Kick du mir noch einmal eine Scheibe ein!
Mein Vater stapfte übers Gras davon, auf dem im Schattenkäfig
wie verkohlt starr mein Kaninchen saß. Es war sein letzter Sommer,
ehe es verschwunden blieb, ein stummes schwarzes Bussardopfer.

Aus diesem Garten trat ich einmal einen Elfer rüber in das Treibhaus
und hör immer noch das Glas zersplittern. Aus der Küche wie von weit
Musik. Und Klirren. Mitte Juni. Meine Mutter wusch da ab, Libellengläser
von dem Gartenfest am Tag zuvor, als Vater jetzt vorm Kompost stand
und Spiritus darübergoss und aus der Hand die Schachtel nahm und
lange in der Faust das Streichholz ansah, Schlüssel eines Höllentors.
Ich dribbelte. Ich sah ihn dastehn, überlegen, ob er werfen sollte.

Ich sah ein Feuer, einen Drachen, Schwall aus Licht und gleißend
Tier, das ihn verschluckte. Es war windstill. Aber in dem Lodern
schien der Wind zu leben, heiße Flagge, gelb, rot, bläulich grüner
Krieg, ein ungeheuer böses Glück, das sich an meinen Vater lehnte,
Pferd aus Flammen, das ihn mit sich riss, obwohl er stehenblieb, so
reglos war wie ich. Wir standen beide da, er brannte lichterloh,
ich brannte innerlich. Und aus der Küche wie von weit Musik.