Morgen ein Kellertag

„Of course I’m a horse.“ Sioux-Wort, vielleicht.

Die Dinge, die sich nicht sagen lassen, gehen in der Stille der Überlegung durch die Wehmut hindurch und verwandeln sich. Das Allermeiste wird zu etwas Regenähnlichem, einem Niederschlag, der im Gemüt versickert. Aber es gibt auch Erkenntnisse, die bleiben, wie Erinnerungen an immense Wolkenschatten an einem lichten Tag. Der Zufall treibt dir Schatten zu, und mit einem Mal kannst du sagen, wie du weiterleben möchtest, weil vom Alten nur ein Unglück übrigblieb. Cheever sagt es in zwei Zeilen: „Am Morgen sage ich also: Springt, mein Herz, mein Geist. Es geht nicht anders. Sie müssen springen.“ (Grindel, 3.10.)

Zu jedem Zeitpunkt stehst du am Ende des Lebens und fängst, wenn möglich, neu an.

Ich ging, das Telefon am Ohr, durch die Siedlung, in den Wald hinein, wir sprachen, über das Glück, über die Gewalt, über das Unglück, über Auswege, und auf einmal lag vor mir, wie ich so lauschend und sprechend ging, ein grünes Tal, Bäume rings an seinen Rändern, die auf mich zukamen, und Leute, entfernte, Spaziergänger, man hörte jedes Wort, ohne es verstehen zu müssen. Wir sprachen über die Liebe, über das Ende der Liebe, über die Kinder, über die Klugheit der Kinder. Das grüne Tal. Die Bäume. Die Weite. Die Enge. Das Ende, die Öffnung der Enge. (6.10.)

Kreuzworträtsellöser im Bus. „Weltmacht mit drei Buchstaben?“ — „Ich.“

Denk an Torberg. Friedrich Torberg und seinen „Schüler Gerber“, den du in der Oberstufe last. Benda hieß der gegen seinen selbstherrlichen Lehrer „Gott Kupfer“ aufbegehrende Schüler, nach dem du dein einziges Pseudonym benannt hast. Vergiss den Namen nicht! … Keiner kennt ihn mehr, nur du. Vergiss Friedrich Torberg nicht!

Morgen ein Kellertag.

Der Staub auf den Gegenständen – der Staub auf den Geschehnissen. Deshalb wird allenthalben Staub gewischt, vorgeblich.

„Ich werde so störrisch sein wie ein Rotkehlchen – in einem Käfig werde ich nicht singen.“ John Keats