Mail aus Scheusal

„Im Niemandsland zwischen Prag und Żmigród
brach die Lokomotive zusammen“, schreibst du,
„und wie bei der Teufelsaustreibung der Dämon,
so verreckte auch die herbeigekarrte Ersatzlok.“
Es war am Tag des Hitzerekords, und das Nest,
wo ihr festsaßt, hieß Scheusal. „Am Bahndamm
Eisenbahnergärten. In der Mittagsglut kescherten
Kinder dort verlangsamte Falter. Sie lachten uns
mit großen Augen aus, wie wir da in den Waggons
japsten, bis zischend endlich die Türen aufgingen.“

Du schreibst, aus Angst, es könnte weitergehen,
bliebst du für drei Stunden an den Gleisen sitzen,
hocktest an einem Baum, trankst ein Tyskie-Bier,
heiß wie ein Geysir, und sahst den Schweißern zu,
„braungebrannten, rußbeschmierten Schränken, die
in Flammen badeten und sich mit Feuer bespritzten.
Ein deutsches, lange totes Wort fiel mir ein – Glast,
als Leute aus dem Zug die Böschung runterkamen.
Sie keuchten, so wie das verbrannte Gras keuchte,
und da wusste ich: der Gespenster Traglast – wir.“

In Scheusal gab es keinen Schatten. Du schreibst,
„sogar im Keller der Schule, wo ich ein Klosett fand
und die Flasche füllte, war es stickig. Flirrende Luft.
Das Gelächter der Wasserspeier auf dem Hradschin
ging mir nicht aus dem Sinn.“ Laufen, so wie Wasser
laufen, dachtest du. „Ich muss laufen“, schreibst du,
und so endet deine Mail aus Scheusal. „Ich lauf los.“
Bei Jary in einem Hohlweg. Auf einem Erdbeerfeld,
wo Selbstpflücker standen. Und in der Dämmerung,
mit Hund, behörntem Helm. So sah man dich noch.

Für Katarzyna Fetlińska