Among the Leaves

Ein freundlicher Zeitgenosse, nein, ist er nicht.

Als Mark Kozeleks Band noch Red House Painters hieß, sah ich ihn im inzwischen längst abgerissenen und zu Staub zerfallenen Hamburger KIR. Im Publikum klingelte ein damals noch riesiges Handy, weshalb Kozelek das Konzert unwirsch unterbrach: „This is no fun. Stop it you fool“, sagte er.
Mit Sun Kil Moon ist er über die Jahre milder geworden, auch gegen sich selbst, selbstironischer, dabei unverändert in den Kampf mit dem Wehmutsengel verstrickt, und ich erschrak heute, als ich las, Mark Kozelek ist anderthalb Jahre jünger, als ich es bin.
Im Januar 1967 wurde er in Massillon, Ohio, geboren. Seine Stimme begleitet mich seit zwanzig Jahren, nein, Mitte, Ende zwanzig kann er im KIR nicht gewesen sein, demzufolge auch ich es nicht mehr gewesen bin, und doch fand ich schon damals vor siebzehn, achtzehn Jahren, dass falls es eine Band gibt, die immer weiter an dem einen einzigen Album, vielleicht sogar dem einen einzigen Lied schreibt, so ist es wohl Mark Kozeleks Band, ganz gleich, wie sie heißt, ganz gleich, was sie einspielt.
Kozelek sang Rockschlager von AC/DC zurück in die Stille und Niedergeschlagenheit, aus der sie kommen. „Tiny Cities“, Sun Kil Moons Album von 2005, versammelt Cover-Versionen von Modest Mouse-Songs.
Hier lässt sich für mit Glück etwa zehn Tage „Among the Leaves“ hören, das neue Album von Sun Kil Moon: http://3voor12.vpro.nl/luisterpaal/albums/Sun-Kil-Moon.html

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