Anmerkungen zur Ungerechtigkeit

Jonquillen kamen verhältnismäßig früh in die Gartenkultur, lese ich. Als Gartenflüchtling ist die Jonquille verwildert und bildet in Südfrankreich, Italien und Dalmatien – wer kann ihr das verdenken – wilde Populationen. Jonquillen, eine südeuropäische Narzissenart. Helmut Scheffel übersetzt ein schönes Wort in Claude Simons Roman „Die Schlacht bei Pharsalos“ so: „… jonquillengelb färbt sich der Dunst des Himmels.“

Welches Befremden in dem morgendlichen U-Bahnwagen, als das Mädchen am Fenster (vor dem Licht steht) lauthals singt. Ja, welches, welches Befremden, deines, unser, euer? Bist du überhaupt imstande, überhaupt befugt, so etwas zu mutmaßen? Vertrau(st) du deinem Gespür (?)! (Barmbek, 6.11.)

Ausgebootet. Die Hawkins-Bande meutert und übernimmt deinen Segler. Sie setzen dich in die alte Schaluppe. Und jetzt, was tun? Rudere ihr nach, solange du kannst, bleib ansprechbar, bleib in Rufweite. Viva, Hispaniola!

Erstes weißes Licht. There he goes again. Wilder Winter. Wieder Winter. Widerwinter.

Zwei Krebsleiden muss jede Liebe überleben: Ironie und Antizipieren.

Der Dichter, der mit seiner Familie auf dem Land wohnt und in der Stadt ein kleines Pflegedienstunternehmen leitet, das er selbst gegründet hat und von dem sie alle leben, er ist am Abend, bevor er wie üblich den Zug nahm, in dem er für gewöhnlich weiterschreibt an einem Gedicht, in seinem Büro überfallen und verletzt worden, sodass er operiert werden muss. Was sagt das aus, sagt es etwas aus über die Ungerechtigkeit? Oder die Barmherzigkeit? Gar nichts? Was würde dann überhaupt etwas aussagen? (Barmbek, 16.11.)

„,Mit jemand wie dir ist kein Staat zu machen.’ – ,Das will ich auch hoffen.’“ Peter Handke

„Das Erinnerungsvermögen des Eises“, sagt der Glaziologe. (Innsbruck, 20.11.)

Wenn ein jeder dir ungerecht gegen dich erscheint, zieh in Erwägung, dass dein Gerechtigkeitssinn dich trügt. Immerhin gut möglich, dass in Wahrheit du es bist, der gegen dich ungerecht ist. (Nein.) (Doch.) (Nein!) (Doch.)