Ein selektives Gedächtnis

„ … Traurigfroh, wie das Herz, wenn es, sich selbst zu schön, / Liebend unterzugehen, / In die Fluten der Zeit sich wirft.“ Hölderlin, „Heidelberg“

„Nee, nee, nee!“ – ewiger Gesang derer in den nördlichen Regengebieten. (Zurück bei di, old Hamborch, 7.10.)

„Ich denke, ich habe ein selektives Gedächtnis“, sagt das Kind.

Erstaunlich, wie viele Leute in der Zwischenzeit so einfach in der Gegend herumstehen, an Kreuzungen, an denen der nichtsnutzige Verkehr vorüberbrandet, an Waldstücken, in denen nur die Bäume noch wachsen, in den Flughafenterminals, wo die Sicherheit ihr Reich hat und gegen die Verunsicherung verteidigt, vor den Schulen, wo wir alle einmal wussten, was wir nicht wollten. Da stehen sie und sehen in die Weltgeschichte hinein. „Hallo.“ – „Hallo.“ — „Hallo?“ — „Hallo!“

Wie doch jedes Buch, das neu erscheint – von dir, von einem anderen geschrieben – immer und für immer die Spuren des Manuskripts, das es einmal sehr lange war, und Erinnerungen daran trägt. Ich lese meine in diesen Tagen erschienene Übersetzung von Stevensons „Strange Case of Dr Jekyll and Mr Hyde“ und finde darin allenthalben meinen Alltag von vor anderthalb Jahren.