Unverzagt

In Schlangenformation, in sich schlängelnd, zieht ein Schwarm aus achtzig, hundert Wildgänsen übers Haus nach Südwesten. Ein milder Dezembertag, der erste seit Wochen ohne Regen. Ein Fenster.

Poetische Aktion, die den Lügner entlarvt und bloßstellt: Während der Trauerfeier für Nelson Mandela im Fußballstadion von St. Johannesburg übersetzt ein Gebärdendolmetscher Barack Obamas Rede – doch seine Gesten sind erfunden, scheinen sinnlos und erweisen sich als absurd. Und noch zwei Tage nach dem Eklat weiß niemand, wer der Mann war. (Am dritten will man einen Kriminellen aus ihm machen.) Hab keine Angst!

„Sei dennoch unverzagt“ nennt Jana Simon ihre Erinnerungen an die Großeltern Christa und Gerhard Wolf. Gibt es denn einen Grund, überhaupt einen Grund, zu verzagen? Ich glaube es mit jedem Tag weniger. Jedenfalls will ich nicht mehr Angst haben müssen. Schluss damit!

„Sei dennoch unverzagt“ – Auftakt von Paul Flemings 380 Jahre altem Sonett „An sich“:

Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren!
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid,
hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.

Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren;
nimm dein Verhängnis an. Laß alles unbereut.
Tu, was getan muß sein, und eh man dir’s gebeut.
Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.

Was klagt, was lobt man noch? Sein Unglück und sein Glücke
ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
dies alles ist in dir. Laß deinen eitlen Wahn,

und eh du fürder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,
dem ist die weite Welt und alles untertan.

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Keine Angst!