Versuch über den missglückten Tag

Das Jahr der Verletzungen, es neigt sich dem Ende zu, und so verblasst sie, Karikatur eines geregelten Lebens.

Sturz zurück durch die Zeit: Über Nacht ist es noch einmal Januar geworden, Bamberg im Schneetreiben. Am Fenster stehend lese ich, in Rufweite zu Hegel. (17.4.)

Die Türken haben die Demokratie abgewählt. Es lebe die Restauration! Zu den Akten Atatürk, den Schlächter an den Pontus-Griechen. Nach 94 Jahren ist auch die Idee vom laizistischen Staat als Brückenkopf zwischen Orient und Okzident erledigt, die Weltoffenheit, die Vielfalt, das vermeintlich genauere Hinschauen – einplaniert im Retro-Kalifat eines gekränkten Popanzes am Bosporus. Weg mit ihm. Tür auf, Türkei!

„Ich habe von dem geglückten Tag keine einzelne Vorstellung, keine einzige. Es gibt allein die Idee (…), sie sträubt sich gegen meine Sehnsucht des Erzählens. Sie stellt mir kein Bild zur Ausflucht vor. Und trotzdem war sie leibhaftig, leibhaftiger als je ein Bild oder eine Vorstellung, alle die zerstreuten Sinne des Körpers durch sie zusammengefaßt zu Energie. Idee hieß: Es gab kein Bild, nur Licht. Ja, jene Idee war keine Rückbesinnung auf etwa gut verbrachte Kindheitstage, sondern leuchtete ausschließlich voraus in die Zukunft. Und ist so, wenn erzählbar, dann in der Zukunftsform, als Zukunftserzählung, zum Beispiel: ,An dem geglückten Tag wird es noch einmal Tag werden mitten am Tag. Es wird mir einen Ruck geben, einen zweifachen: über mich hinaus, und in mich, ganz, hinein. Zum Schluß des geglückten Tags werde ich die Stirn haben, zu sagen, ich hätte einmal gelebt, wie sich’s gehört – mit einer Stirn, die das Gegenstück sein wird zu meinem angeborenen Schild.‘“ Peter Handke

Warum ähneln einander alle deine Schuhe? Egal, ob Stiefel, Halbschuhe, Turnschuhe, was auch immer – sie sehen alle nach deinen Füßen aus. Erklär mir das einer. Wer soll mir das erklären können? Willst du wirklich, dass einer daherkommt und dir das erklären zu können meint?

„Zwei Güter sind für uns so kostbar wie Wasser oder Licht für die Bäume: Abgeschiedenheit und Austausch.“ Christian Bobin