Imre Kertész‘ späte Tagebücher und sein „Galeerentagebuch“ zu lesen erschüttert mich ähnlich wie seinerzeit, als ich einen Winter lang vor zehn Jahren und immer im Bus, angewidert von Trostlosigkeit und dem Stumpfsinn meines damaligen Ehelebens, Pavese las, „Das Handwerk des Lebens“. Kertész: „Ich lebe wie einer, der zwischen zwei überaus wichtigen Beschäftigungen verärgert eine belanglose Stunde totschlagen muß; und diese Stunde ist mein Leben.“ Und der darauffolgende Eintrag ins „Galeerentagebuch“: „Das Sprechen der Vögel in der Nacht, ein unglaubliches, ergreifendes, fast menschliches Sprechen. Lange Pfeifsignale, warmes Zwitschern, Singen, kollerndes Gurren – allem Anschein nach sind sie glücklich. Keine Grobheit, keine Gereiztheit, kein Hunger.“
Zwischenstopp in „Scheusal“.
Woher kommen die Frauen, die meine nächtlichen Träume bevölkern, seit ich ein kleiner Junge war? Ich kenne keine von ihnen, bin nie einer begegnet. Keine gleicht der anderen, oder nur in einem: Immer sind sie gut zu mir.