Das Mädchen ging vorbei und fragte in ihr Handy – oder war da jemand neben ihr? –, ob eine Mücke, von der sie gerade gestochen worden sei, ob die eigentlich sterben müsse jetzt? (Calw, 6.5.22)
Die Blumensträuße, die er nicht hat verkaufen können, bindet der Händler am Abend auf und legt sie in den Brunnen, wo sie daraufhin eine Woche lang schwimmen und blühen.
Mir kommen die Fachwerkfassaden hier wie Sparbücher vor: lauter Ziffern an den Hauswänden.
Mit dem Krankengymnasten unterhältst du dich jede Woche einmal eine Stunde lang über Celan, Bachmann, über Debussys und Ravels Streichquartette und Keith Jarrett. Im Hintergrund laufen Brahms und Bruch, während seine Hände deinen Fuß retten.
Und wenn die junge Frau lacht, schallt es über den Marktplatz – jahrhundertaltes Lachen. Ein Junge im Nachbarlokal ahmt sie nach, auch das erkennen die Fassaden wieder.
Am Boulevard brennt ein Mülleimer, dann das daran angeschlossene Fahrrad und schon auch der dagegengekippte Motorroller. (Paris, Odéon, 18.5.22)
Während er seine Knackwurst verspeist, fragt der Modeverkäufer mit der Tolle nach dem Stoff meines Sommerhemds.
Die Schattenglasur an den Calwer Fassaden und der Lichtschimmer über der Seine.
Henry Purcell und Alfred Deller – Music for a while
Der Panzer zerstört alles. Die Blume lässt sich von allem zerstören.
Das Schwimmbad hat ein neues Gewitterwarnsystem.
Der Turmfalke über Bad Teinach: schwarzweiß, mit roter Musterung. Er ist ein mächtiger Feind, groß wie ein Kind, wenn es Schwingen hätte. (25.5.22)
Die einzige Gestalt, die am Abend noch über den Platz streicht, ist eine schwarzweiße Katze, und vom Glockenläuten lässt sie sich nicht beirren, es ist Teil ihrer Welt, seit sie Katze ist.
Wie immer dieses ungute, von Verblüffung unterlaufene Tarantinogefühl, auch bei „Once upon a time … in Hollywood“. Die Seichtheit und die Blutrünstigkeit. Die Inszenierung der Inszenierung. Und die schöpferisch wehrhafte Abänderung der sogenannten Realität hin zu einer erfüllteren Wirklichkeit – so schroff wie schal, verpufft alles im Qualm einer Zeit ohne Esprit.
„Die einzige Verbindung zwischen Kunst und Natur ist eine tadellose Knopflochblume.“ Oscar Wilde