Die Prosa

Alle ungezählten Sterne
Roman
Schöffling & Co.
Frankfurt am Main 2023
ISBN 978-3-89561-348-7.
E-Book: ISBN 978-3-73176-235-5.

Das Buch

Was fängt man mit dem Leben an, wenn die Tage gezählt sind? Meinen gezählte die vergangenen oder die künftigen Tage? Das fragt sich der pensionierte Hamburger Brückenkommissar Benno Romik, als man ihn mit einer tödlichen Diagnose konfrontiert. Während er um Fassung ringt und überlegt, was und wer ihm für seine von einem Algorithmus präzise errechnete Restlebenszeit (ReLeZe) wichtig ist, gerät sein Leben gewaltig aus den Fugen, ja wird geradezu gesprengt. Denn unter heftigstem Protest tritt Hollie Magenta in seinen Alltag und findet verletzt bei ihm Zuflucht. Sie und ihre Gruppe infolge des G20-Gipfels radikalisierter »Zertrümmerfrauen« setzen Autos in Brand, haben aber noch viel weiter reichende Umsturzpläne. Je näher der moribunde Dr. Romik die 21-Jährige kennenlernt, umso mehr verstrickt er sich in Vorstellungen, die seine Welt ebenso verneinen, wie sie ihn als Menschen auf ungeahnte Weise lebendig machen. Romik entdeckt, was er versäumt hat. Ist es zu spät für ihn? Es beginnt ein rasanter, alles in Frage stellender Wettlauf gegen die Zeit und gegen den Zorn.

In einem meisterlichen Roman sprengt und baut Mirko Bonné mit seiner intensiven poetischen Sprache Brücken über heikles Terrain zwischen den Generationen. Voller Witz, mit großer Wucht und Präzision führt er uns die Zerbrechlichkeit unserer Gegenwart und ihre auf Versöhnung wartenden Diskurse vor Augen.

Die Stimme

Ein Meisterwerk im Fach Gesellschaftsprosa, dessen Leitmotive kaum zu einem passenderen Zeitpunkt durchgespielt werden können.«
Konstantin Ames, Der Tagesspiegel

Alle ungezählten Sterne ist der abgründige Gesellschaftsroman eines großen Erzählers, der die Tiefen der menschlichen Existenz auszuloten vermag wie wenig andere.
Thomas Andre, Hamburger Abendblatt

Für den Protagonisten ergeben sich neue Möglichkeiten, blitzen Alternativen zu einem festgefahrenen, in die Jahre gekommenen Lebensmodell auf. Ein existentieller Hintergrund, der durch die aktuellen Zeitläufe angereichert wird, etwa die Coronapandemie, die als »troglodytische Jahre« bezeichnet werden, der Krieg in der Ukraine, an einer Stelle der Tod der britischen Queen u. a. m. Bonnés Poetik gründet darauf (darauf verweist der sprechende Titel des Romans), dass längst nicht alles so ist, wie es ist und ausschaut, sondern dass darüber, dahinter oder darunter noch unbekannte und ungeahnte Möglichkeiten stecken. Ganz im Sinne von Aristoteles, der in seiner Poetik immer wieder die Beschreibung der Möglichkeiten von Wirklichkeit als Aufgabengebiet von Literatur bezeichnet hat.
Werner Jung, Junge Welt

Einfühlsam, aber mit einer geradlinigen Offenheit, geht Mirko Bonné mit seinen zwei Hauptfiguren um, und ebenso präzise umgibt er sie mit einem Kreis von ihnen nahestehenden Figuren, die zumindest in den Gedanken immer präsent sind und ihr Leben geprägt haben und immer noch prägen. Er ist ein poetischer Erzähler, der uns mit dieser Geschichte und seiner Sprache sofort in seinen Bann zieht. Er spielt mit Anlehnungen an literarische Vorbilder, schafft metaphorische Gedankenbilder, doch er lässt es uns frei, ob wir auch diesen, oder nur der Handlung folgen wollen. Fazit: Ein großartiger Roman, literarische Magie, die mich zunächst sprachlos machte. Eine Geschichte, der man von der ersten bis zur letzten Seite gebannt und ohne Unterbrechungen folgen will und es gleichzeitig bedauert, schon auf der letzten Seite angelangt zu sein.
Susanne Monz, Circlestones Books Blog

Alle ungezählten Sterne ist ein Roman der Seelenverwandlungen / Metamorphosen und zugleich (parabelhafter) Gesellschaftsroman, eigentlich auch ein Roman über die Zeit und eine Art Liebesroman: eine Liebeserklärung an das Leben. Trotz Erschütterungen und tiefer, existentieller Ernsthaftigkeit und Absurdität hat das Buch viel Leichtigkeit, Aufschwebendes und nicht zuletzt: Humor.
Jürgen Nendza

Ohne sich an eine vorherrschende Jugendsprache affektiert anbiedern zu müssen, trifft der Roman den richtigen Ton einer nachkommenden Altersgruppe. Und nicht zufällig wählt Bonné einen in der Stadt der zahlreichen Brücken lebenden Brückenkommissar als Hauptfigur aus. In einer scheinbar gespaltenen Gesellschaft schlägt Mirko Bonné in Form seines Romanhelden eine literarische Brücke zwischen zwei kontroversen Welten. Brisant, hochaktuell und von sprachlicher Finesse. Ein in allen Facetten hervorragender Roman.
Gérard Otremba, Sounds & Books

Mirko Bonné ist mit einer genauen Beobachtung gesellschaftlicher Bruchlinien und dem Blick für die Zufälle, die Menschen auseinander- oder zusammenbringen, ein lesenswerter und immer wieder überraschender Gegenwartsroman gelungen. Er hat eine Konstellation erdacht, die viel Zündstoff in sich trägt. Ihm gelingt damit ein lesenswertes Zeitbild.
Julia Schröder, Deutschlandfunk Büchermarkt

 

Seeland Schneeland
Roman
Mit einem Umschlagbild
von Jochen Hein
Schöffling & Co.
Frankfurt am Main 2021
ISBN 978-3-89561-410-1.
E-Book: 978-3-73176-189-1.

Das Buch

Wales, 1921: Der Erste Weltkrieg und die Spanische Grippe haben gewütet, Europa ist am Boden. Der junge Merce Blackboro ist dem Fronteinsatz in der Antarktis entgangen, leidet jedoch seit seiner Rückkehr von Shackletons gescheiterter Endurance-Expedition unter der heimischen Enge. Umso mehr, als Ennid Muldoon, die Liebe seines Lebens, eines Tages fluchtartig verschwindet, um ihr Glück in Amerika zu suchen. Mit ihr auf demselben Auswandererschiff reist inmitten der Elenden Europas der Tycoon und Trinker Diver Robey, der von einer Flugverbindung zwischen der alten und der neuen Welt träumt. Als der Dampfer in einen gewaltigen Schneesturm gerät und manövrierunfähig auf offener See treibt, scheinen sich die Hoffnungen aller – ob arm oder reich – zu zerschlagen. Merce muss einen Weg finden, Ennid und damit sich selbst zu retten.

In seinem für den Alfred-Döblin-Preis nominierten Roman erzählt Mirko Bonné kraftvoll und mitreißend von der verzweifelten Sehnsucht einer Zeit hundert Jahre vor unserer eigenen zerbrechlichen Gegenwart.

Die Stimme

Ein Meistererzähler in der Form seines Lebens.
Thomas Andre, Hamburger Abendblatt

Warum sind alle nur so vernarrt in diese Ennid?
Wiebke Porombka, Frankfurter Allgemeine Zeitung

In der intensiven und detailgenauen Darstellung der Schneekatastrophe ist Bonné auf der Höhe seiner Erzählkunst. Der mühselige Alltag an Bord des Dampfers und die bizarren Maßnahmen zur Beseitigung der alles erdrückenden Schneemassen werden mit großer Plastizität geschildert und die Lebensschicksale der „Orion“-Passagiere mit leichter Hand verknüpft. Fast beiläufig entsteht so eine kleine Sozialgeschichte klein- und großbürgerlicher Lebensträume nach dem verheerenden Ersten Weltkrieg. (…) „Seeland Schneeland“ ist nichts für Ungeduldige, die sich nur von der Anhäufung von Plots ernähren. Es ist ein großer Roman, der auf die Kraft des alten realistischen Erzählens ebenso vertraut wie auf die Energien, die aus der Sehnsuchtsbewegung der unglücklich in ihre Einsamkeit verpuppten Helden hervorgeht. Am Ende ist der Schnee überall – aber die unglücklichen Liebessucher können befreit ins Offene gehen.
Michael Braun, Der Tagesspiegel

 

Die Widerspenstigkeit
Ein Märchen
Mit farbigen Vignetten von David Böhm
und Wüstenfotos von Katrin Hupe
Karl Rauch Verlag
Düsseldorf 2017
ISBN 978-3-89561-347-0.

Das Buch

Das im Heute angesiedeltes Märchen spielt in einer halb realen, halb fiktiven Gegend der Nordsahara. Dort sucht der vom Leben gebeutelte Erzähler nach dem Flugzeug, mit dem Antoine de Saint-Exupéry am Silvestertag 1935 notlanden musste. Die vier Tage, die der Schriftsteller und Flieger gemeinsam mit seinem Mechaniker André Prévot fast ohne Wasser und Nahrung in den Dünenweiten zubrachte, ehe Beduinen die beiden zufällig entdeckten, führten sieben Jahre später zur Niederschrift von „Le petit prince“.
Der Erzähler sucht nach dem, was noch heute wahrhaft ist und wirklich erscheint an Saint-Exupérys kleinem Prinzen – und stellt verblüfft fest, dass er auf dieser Suche nicht allein ist. Ein kleiner Wüstenfuchs beobachtet ihn und lässt sich schließlich auf eigene Weise mit ihm auf Gespräche über das Leben ein, über Liebe und Verlorenheit, Zähmung und Widerspenstigkeit.

Die Stimme

Klein, beige, große Ohren – Mirko Bonnés Wüstenfuchs hat sich das Sprechen beigebracht, um sich in der Urform der Philosophie zu probieren, dem Dialog. Der Erzähler und der Fennek sprechen über Menschen und Tiere, sie sprechen über die Liebe und sprechen darüber, dass es unmöglich ist, das Gegenüber zu zähmen. „Die Widerspenstigkeit“ ist ein leises, schönes Buch, das sogar den mittlerweile unter Kitschverdacht stehenden „Kleinen Prinzen“ freispricht und wieder in die Philosophie zurückholt.
Katrin Schumacher, 3Sat

 

Lichter als der Tag
Roman
Schöffling & Co.
Frankfurt am Main 2017
ISBN 978-3-89561-408-8.
E-Book: 978-3-73176-119-8.

Das Buch

Raimund Merz kennt Moritz und Floriane von Kindheit an. Ihr Lebensmittelpunkt ist ein wilder Garten am Dorfrand. Als Inger zu ihnen stößt, die Tochter eines dänischen Künstlers, bilden die vier eine verschworene Gemeinschaft, bis sich beide Jungen in das Mädchen verlieben. Inger ent­scheidet sich für Moritz, Raimund und die ehrgeizige Floriane werden ebenfalls ein Paar. Jahre später kreuzen sich die Wege der vier erneut – für Raimund die Chance, sich der Leere seines Lebens ohne Inger zu vergegenwärtigen. Ver­zweifelt sucht er nach einem Weg zurück zu sich selbst und zu einer Aussöhnung mit der Vergangenheit. In einem furio­sen Finale bricht er auf nach Lyon zu einem Gemälde, das ihn in Bann zieht wie in der Kindheit der wilde Garten.

Mirko Bonnés großer Liebesroman überträgt das Wahlverwandtschaften­-Thema in die heutige Zeit. Er fragt nach Gründen von Entzweiung und Entfremdung und zeichnet dabei das ergreifende Porträt eines Mannes, der die Kraft findet, aus dem Schatten über seinem Dasein hinauszutreten.

Lichter als der Tag wurde auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2017 gewählt.

Übersetzungen:
„Ad djen po-jasna“, übertragen von Iva Ivanova. Atlantis, Sofia 2019 (Bulgarisch)
„Helledam kui päev“, übertragen von Piret Pääsuke. Eesti Raamat, Tallinn 2019 (Estnisch)

Die Stimme

Zwar scheut der Autor bei seinen Schilderungen der Illuminationsfantasien seiner Hauptfigur kein Pathos, zwar gestattet er sich recht abenteuerliche Handlungskonstruktionen und geht auch das Risiko ein, die Paradoxien der Liebe mit einer Poetik der Landschaftsmalerei in Verbindung zu bringen. Diese Entschlossenheit zur ästhetischen Überhöhung wird auf Widerspruch stoßen. Sicher ist aber auch: Wer dieses bewegende Buch über die Ambivalenzen unserer Liebeswünsche und die Abgründe des Begehrens einmal zu lesen begonnen hat, wird es nicht wieder aus der Hand legen können, denn es vermisst den schmalen Grat zwischen der möglichen und der unmöglichen Liebe, eine unfallträchtige Gratwanderung bis zum heutigen Tag.
Michael Braun, Der Tagesspiegel

Mirko Bonné ist ein wahrer Schriftsteller des Herzens, ein Melancholiker altmeisterlichen Formats, in dem doch etwas kindlich Ungestümes rumort. Vor allem seine nunmehr drei großen Romane über das Verschwinden im Eigendunkel der Depression, die zugleich von einer betörend naiven Auflehnung gegen dieses Verschwinden handeln, sind Zeugnisse eines literaturgeschichtlich fundierten und erzählerisch reifen Stils: Wie ein Innenarchitekt vermag Bonné Erinnerungsräume auszustaffieren und für seine Leser bewohnbar zu machen. Wie ein Lichtmaler fertigt er Landschaftsbilder der Seele an, die anrühren und aufregen.
Oliver Jungen, Frankfurter Allgemeine

 

Mein Fehmarn
Fehmarn mein
mareverlag
Hamburg 2017
ISBN 978-3-8664-8210-4.

Das Buch

Sommerinselkinder waren Marko und sein Bruder Stipe, seit sie zum ersten Mal die Ferien auf Fehmarn verbrachten, zusammen mit ihrer Mutter und dem wiederaufgetauchten Vater. Während die Risse in der Ehe der Eltern erneut aufbrechen, gewinnen für den heranwachsenden Marko andere Erfahrungen an Beständigkeit und Tiefe: Ausflüge zum Niobe-Denkmal, das Leben auf dem Land am Meer, Nachtfahrten mit dem Traktor, die erste Sommerliebe und prägende Lektüren und Musiken. „Fehmarn ist die Insel der leuchtend hellen Seite meiner Kindheit und Jugend, der Ort, wo die Liebe zum Leben in mir erwacht ist“, sagt der Erzähler in Mirko Bonnés Annäherung, und diesem Erwachen gilt seine so poetische wie genaue Spurensuche. Bilder von Raps- und Mohnblüte, von Dünen und Kliffs, die den Erzähler ein Leben lang begleiten und ihm später wiederbegegnen auf den Fehmarn-Gemälden Ernst Ludwig Kirchners. Melancholisch, kraftvoll und lebensklug sind diese Reflexionen über die Ostseeinsel, in denen Mirko Bonné Betrachtungen von Freundschaft, Erinnerung und Liebe verwebt mit Fehmarns Geschichte und Geschichten von Hexenverfolgungen und der Heydrich-Witwe, von Campingurlauben des NSU am Wulfener Hals und von Jimi Hendrix’ legendärem letzten Konzert auf dem „Love + Peace Festival“.

Die Stimme

Die Insel-Odyssee zum Verstehen, die Bonnés Alter Ego durchlebt, ist (…) auch eine Suche nach der Antwort, warum Menschen so unterschiedlich sind. (…) „Mein Fehmarn“ gelingt über 160 Seiten die zauberhafte Verwandlung, die Insel als Persönlichkeit zum Leben zu erwecken: als einen gütigen Lehrmeister des Sehens und Empfindens. (…) Ein Aquarell mit großer Tiefe.
Till Briegleb, Süddeutsche Zeitung

 

Feuerland
Erzählungen
Schöffling & Co.
Frankfurt am Main 2015
ISBN 978-3-89561-407-1.
E-Book: ISBN 978-3-7317-6077-1.

Das Buch

Mirko Bonné schickt in seinem ersten Erzählungsband seine Figuren auf Reisen in extreme Gegenden, Situationen und Zustände. Eine Frau trennt sich im Urlaub und pilgert spontan zum Papst. Ein junger Werftarbeiter verliert durch einen Schmerzanfall jegliche Orientierung. Nach dem Tod ihres Mannes sucht eine Frau nach ihrem Bruder und findet sich auf einer Weihnachtsfeier wieder, auf der es nur Geschenke aus dem Wrack einer alten Fähre gibt – der Kitty, die in Bonnés Roman Nie mehr Nacht eine bedeutsame Rolle spielt.
Familien- und Liebesbeziehungen sind für Mirko Bonné stets brüchig. Erwachsene wie Kinder bewegen sich in Parallelwelten und setzen alles daran, die Wirklichkeit zu hinterfragen und mit ihrer Fantasie zu bereichern.
Am äußersten Ende Südamerikas gelegen und zur Hälfte Chile, zur anderen Argentinien zugehörig, steht Feuerland bei Mirko Bonné für eine unheimliche Grenzregion, es ist zugleich Sehnsuchtsort und gefährliches Reich der Imagination. Von feiner Melancholie durchzogen, lassen die elf Erzählungen des fein komponierten Bandes Feuerland die vermeintlich vertraute Welt mit neuen Augen sehen.

Die Stimme

Mirko Bonné auf der Höhe seiner Kunst: ein stiller Autor, der jedoch zu den eigenständigsten seiner Generation gehört und konsequent an seinem System der Verweisungszusammenhänge arbeitet. Manchmal stecken in einer Erzählung bei ihm gleich mehrere Romane.
Helmut Böttiger, Süddeutsche Zeitung

 

Nie mehr Nacht
Roman
Schöffling & Co.
Frankfurt am Main 2013
ISBN 978-3-89561-406-4.
Taschenbuch: S. Fischer
Frankfurt am Main 2015
ISBN: 978-3-596-03057-6.
E-Book: ISBN 978-3-7317-6001-6.

Das Buch

Markus Lee reist in den Herbstferien in die Normandie, um für ein Hamburger Kunstmagazin Brücken zu zeichnen, die bei der Landung der Alliierten im Sommer 1944 eine entscheidende Rolle spielten. Lee nimmt seinen fünfzehnjährigen Neffen Jesse mit, dessen bester Freund mit seiner Familie in Nordfrankreich ein verlassenes Strandhotel hütet. Überschattet wird die Reise von der Trauer um Jesses Mutter Ira, deren Suizid der Bruder und der Sohn jeder für sich verwinden müssen. In der verwunschenen Atmosphäre des Hotels L’Angleterre entwickelt sich der geplante einwöchige Aufenthalt zu einer monatelangen Auszeit, die nicht nur für Markus Lee einen Wendepunkt im Leben markiert.

Nie mehr Nacht ist eine so rasante wie poetische Roadnovel, die den Leser auf den Spuren von Orpheus und Eurydike in die Unterwelt entführt. Mirko Bonné erzählt schonungslos und ergreifend von der Befreiung Frankreichs, bei der zahllose junge Männer umkamen, die kaum älter als Jesse waren. Dem Zeichner aber ist es zunehmend unmöglich, die Verheerungen des Krieges künstlerisch darzustellen. Noch schwerer fällt es ihm, den Tod der geliebten Schwester zu vergessen. Während ein dramatisches Kapitel europäischer Geschichte auf unheimliche Weise in ihm auflebt, stellt sich Markus Lee einem Trauma der eigenen Jugend und Abgründen seiner Familie.

Nie mehr Nacht war nominiert für den Bremer Literaturpreis, den Preis der LiteraTour Nord, stand auf der Longlist zum Wilhelm-Raabe-Literaturpreis und wurde auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2013 gewählt. Das „Hamburger Abendblatt“ zählt Markus Lees Geschichte zu den 30 wichtigsten Hamburg-Romanen überhaupt. Ausgezeichnet wurde Nie mehr Nacht nicht.

2020 erschien der Roman unter dem Titel Plus jamais nuit, ins Französische übersetzt von Juliette Aubert-Affholder, bei Les Editions du Typhon in Marseille. U. a. in Le monde besprochen, stieß Mirko Bonnés Roman auf große Resonanz. So schrieb Blogger*in Adrienteil auf Babelio: „,Plus jamais nuit‘ pose une question d’une terrible actualité : comment se reconstruire après un épisode sombre ? Comment faire pour que la vie circule de nouveau après avoir perdu un être cher ? Ceux qui sont passés par là savent qu’il n’y a pas une solution, mais des voies possibles. (…) Quand on lit les phrases simples et mélodieuses de Plus jamais nuit, on pense à la musique d’Elliott Smith. („,Plus jamais nuit‘ stellt eine Frage von schrecklicher Aktualität: Wie sich neu zusammensetzen nach einem überschatteten Lebensabschnitt? Wie erfindet man das Leben neu, nachdem man einen geliebten Menschen verloren hat? Diejenigen, die an diesem Punkt waren, wissen, dass es dafür keine Lösung gibt, nur mögliche Wege. (…) Wenn man die so einfachen und zugleich melodiösen Sätze von ,Plus jamais nuit‘ liest, denkt man an die Musik von Elliott Smith.“)

Juliette Aubert-Affholders Übersetzung „Plus jamais nuit“ wurde 2021 auf die Shortlist zum renommierten Prix litteraire de la ville de Caen gewählt.

In Vorbereitung ist zudem eine Übersetzung ins persische Farsi.

Die Stimme

Mirko Bonné ist mit seinem neuen Roman ein Wagnis eingegangen, wie es zur Zeit nur wenige unserer Romanautoren auf sich nehmen.
Walter Hinck, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Es ist große Kunst, wie Mirko Bonné von dieser fortschreitenden Melancholie erzählt. Wirkt sie doch nie larmoyant oder destruktiv, sondern dient immer einer – oft aus der Distanz vorgenommenen – Erkenntnis. Der des Helden, aber auch des Lesers.
Gabriele Weingartner, Die Rheinpfalz

Was selten in einem Roman auf so souveräne Weise gelingt, gelingt Mirko Bonné: Die poetische Engführung einer menschlichen mit einer geschichtlichen Tragödie. In beiden Fällen erweist sich der Autor als behutsamer, leiser Entdecker von verdrängter Schuld und vergessenen Opfern.
Ursula März, deutschlandradio kultur

Selten in letzter Zeit gab es ein derart ernsthaft konzentriertes Buch, selten eines, das den Leser so entschlossen mitnimmt in die Mitte seines Geheimnisses.
Jochen Jung, Der Tagesspiegel

 

Der Eichelhäher
Erzählung
Literatur-Quickie
Hamburg 2010
ISBN 978-3942212168.

Das Buch

„Sie setzten sich wieder auf die Terrasse. Der Vogel hüpfte auf seiner Mutter herum, als wäre sie ein lebloses Ding. Schließlich spannte er die Flügel auf, schlug ein paarmal die Luft und flatterte auf die Lehne eines Sonnenstuhls. Der junge Eichelhäher hatte nichts Graziles an sich; seine Bewegungen waren hektisch; alles, worauf er herumstolzierte und von wo aus er in sichtbarer Panik Ausschau hielt, schien er schon im selben Augenblick zu seinem Terrain zu erklären.“
In einer rätselhaft dunklen Erzählung entwirft Mirko Bonné zum Schreien komische Bilder. Der Eichelhäher ist eine Geschichte über den Schmerz des Abschieds und das Gelächter der Unwirklichkeit.

 

wie wir verschwindenWie wir verschwinden
Roman
Schöffling & Co.
Frankfurt am Main 2009
ISBN 978-3-89561-403-3.
Taschenbuch: S. Fischer
Frankfurt am Main 2010
ISBN: 978-3-596-18764-5.
E-Book: ISBN 978-3-89561-984-7.

Das Buch

Wie wir verschwinden, Mirko Bonnés für den Deutschen Buchpreis nominierter Roman, erzählt eine große Geschichte der Erinnerung: Raymond, Witwer mit zwei so lebhaften wie eigensinnigen Töchtern, erhält nach Jahrzehnten des Schweigens einen Brief seines todkranken Jugendfreundes Maurice, der ihn in die gemeinsam erlebte Vergangenheit zurückversetzt: nach Villeblevin, wo 1960 Albert Camus bei einem Autounfall ums Leben kam. Ein französisches Dorf und ein historisches Ereignis werden für zwei Jugendfreunde zum symbolischen Angelpunkt, um die fünfzig zurückliegenden Jahre Revue passieren zu lassen und ihre Schicksalhaftigkeit anzuerkennen. Erinnerung an die eigene Jugend und das Sterben eines Idols verbinden sich zu einer ergreifenden Erzählung. Wie wir verschwinden ist ein großes Buch der Erinnerung, ein Roman unseres Lebens wie des Sterbens einer Ikone des letzten Jahrhunderts: Albert Camus.

Wie wir verschwinden wurde ins Niederländische übersetzt:
Hoe wij verdwijnen Querido, Amsterdam und Antwerpen, 2011. Übersetzung: Elly Schippers
2012 sendete der NDR ein Hörspiel nach Motiven aus Mirko Bonnés Roman. Regie: Oliver Sturm
Im Herbst 2014 erschien Wie wir verschwinden im Chinesischen.

Die Stimme

Bonné schafft hier eine Kollisionsstelle zwischen (literatur-)historischer Realität und literarischer Fiktion, die zu den eindruckvollsten Szenen zählt, die die deutsche Literatur der letzten Jahre hervorgebracht hat.
Ulrich Baron, Süddeutsche Zeitung[/expand]

 

Der eiskalte HimmelDer eiskalte Himmel
Roman. Schöffling & Co.
Frankfurt am Main 2006
ISBN 3-89561-401-7.
Hörbuch: Jumbo, Hamburg 2006
Sprecher: Andreas Pietschmann
ISBN-10: 3-8337-1585-5.
Taschenbuch: Heyne, München 2007
neu: Fischer, Frankfurt am Main 2015
neu: Kampa, Zürich 2023
ISBN: 978 3 311 15076 3.

Das Buch

August 1914. Während über Europa der »große Krieg« aufzieht, beginnt Sir Ernest Shackleton eine gewagte Expedition. Als Erster will er den antarktischen Kontinent zu Fuß durchqueren. Mit an Bord seiner ENDURANCE sind 69 Schlittenhunde, ein Grammophon, ein Fahrrad – und ein blinder Passagier. Zwischen Ölzeug und Gummistiefeln versteckt, nimmt der 17jährige Merce Blackboro Kurs auf den Südpol.
Über das subantarktische Südgeorgien geht die Fahrt ins Eis. Doch der antarktische Sommer ist kurz, die Durchfahrt bleibt verschlossen. Im Weddellmeer wird die ENDURANCE über Monate vom Packeis eingeschlossen; von da an driftet sie einem ungewissen Schicksal entgegen.
Für die 28 Expeditionsmitglieder beginnt eine entbehrungsreiche Odyssee durch die Weiten des Südpolarmeers, zusammengehalten von Shackletons unbeugsamem Optimismus, vorwärtsgetrieben von Kälte, Hunger und der Hoffnung auf Rettung.
Der eiskalte Himmel ist ein moderner Abenteuerroman, fesselnd bis zur letzten Seite, voll klirrender Polarluft, voller Lebendigkeit in seinen Figuren und Geschichten. In ebenso genauer wie poetischer Sprache folgt Mirko Bonnés Roman Shackletons legendärer Imperial Trans-Antarctic Expedition durch das Eis und spürt den Beziehungen unter jenen Männern nach, die für 635 Tage aus der Welt fielen.

Der eiskalte Himmel erschien als Hörbuch (Regie: Franziska Paesch; Sprecher: Andreas Pietschmann). Der Roman wurde zudem in folgende Sprachen übersetzt:
Französisch: Un ciel de glace Payot & Rivages, Paris 2008. Übersetzung: Juliette Aubert. Ausgezeichnet mit dem Prix Relay 2008
Russisch: Ledjanyje nebesa Inostranka, Moskau 2008. Übersetzung: Michail Witebskij
Niederländisch: Ijskoude hemel Querido, Amsterdam und Antwerpen 2009. Übersetzung: Jan Bert Kanon
Englisch: The Ice-Cold Heaven Overlook, New York, und Duckworth, London 2013. Übersetzung: Alexander Starritt

Die Stimme

Mit sehr viel Humor, wunderschönen Bildern und ohne einen Absatz Langeweile. Mirko Bonné wirkt einen reißfesten Stoff um wahre Begebenheiten und authentische Figuren – ein Meisterstück.
STERN

 

Ein langsamer SturzEin langsamer Sturz
Roman
DuMont
Köln 2002
ISBN 978-3-89561-400-2.
E-Book: ISBN 978-3-7317-6085-6.

Das Buch

Mario Ries weiß nicht, wie ihm geschieht. Er steht mit seinen Koffern allein auf einem türkischen Flughafen. Eben ist er einem Flugzeugabsturz entgangen. Beim Landeanflug auf Izmir hat er unter sich das Wrack der Maschine gesehen, mit der er hätte fliegen sollen. Sein Weiterleben erscheint ihm wie »ein Glück, ein furchtbares Glück«.
Gerade erst hat ihn seine Frau verlassen, und Mario Ries vermutet, dass der skrupellose Chef der Hamburger Agentur dahinter steckt, deren Marseiller Niederlassung er leitet.
In der abgestürzten Maschine saß auch die Leiterin des Kulturamts Marseille. Mit ihr hatte Mario Ries eine Affäre, die ihm seine Karriere verbaute. Sie hat den Absturz überlebt. Warum will sie ihn so dringend sprechen?
Mirko Bonné erzählt packend und souverän, wie in wenigen Tagen ein Leben aus dem Gleichgewicht gerät. Sein Held verliert aus heiterem Himmel den Halt. Aber hatte er den denn je?
Ein langsamer Sturz spannt sich zwischen Demütigung und Treue, Schock und Aufbegehren, zwischen Kabale und Liebe. Mario Ries verliert erst die Fassung und dann den Glauben an die Welt. Im Scheitern aber findet er zurück zu den Anderen und zu sich selbst.

Die Stimme

Das Geheimnis dieser Prosa ist die Unerschrockenheit, mit der sie abstrakte, wabernde und inhaltslose Konzepte in konkretes Sprechen zu überführen vermag.
Friedhelm Rathjen, Frankfurter Rundschau
 

Der junge FordtDer junge Fordt
Roman
DuMont Verlag
Köln 1999
ISBN 3-7701-4960-2.

Das Buch

Der junge Fordt lebt in Hamburg auf einem ausgebauten Fährboot. Im Fährhaus residiert sein selbstherrlicher Vater, der als Erfinder vom Honorar für eine Patent-Schiffsschraube lebt. Auf dem Nachbarboot wohnt ihr Leibarzt Seeler. Ein schwankender Männerhaushalt mit Flussblick. Doch eine fehlt im Elb-Idyll: Fordts Mutter ist nach Italien verschwunden, als sie ihren herrischen Gatten nicht mehr ertragen konnte. Nun wird der Junior ausgesandt, seine Mutter heimzuführen. Doch der junge Kurier gerät auf Abwege. Als Parzival mit einer Kreidler Florett ist er den Unbilden des Zufalls und der Erinnerungen ausgesetzt. Mirko Bonné erzählt die Geschichte seines Helden wie einen Ritterroman.

Die Stimme

So, wie sich alles um die Schiffsschraube dreht, die auf dem Umschlagbild wirbelt und den Erzählfluss mit Tempo und Sogkraft weitertreibt, lädt Der junge Fordt zum Schwanken ein, mitreißend und zurückstoßend.
Dorothea Dieckmann, Neue Zürcher Zeitung[/em]