Chauffeure

Der Dichter Z. ist Gentleman und Galan in Vollendung. Noch wenn er ein Buch signiert, kalligrafiert er. Er besitzt einen schwarzen Buick, in dem im Nieselregen ein Chauffeur auf ihn wartet, mit dem er nicht spricht. Kennt der Chauffeur die Gedichte von Z.? Der Dichter erzählt von dem Exildichter Y., seinem Freund. Kennt der Chauffeur die Gedichte von Y.? Ich denke an den Fahrer mit der 07 auf dem Rücken: Der Zufall wollte es, dass er mich zweimal mit seiner Elektrorikscha durch Zhujiajiao chauffierte. Wo war er am 4. Juni 1989 während des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens? Liest er Gedichte? Die Gedichte von Y., von Z.?

Gespräch in der vollgerammelten Metro über Nietzsche, Wittgenstein, Fukuyama, Rorty, den chinesisch-japanisch-taiwanesischen Inselkonflikt, über Obama, Biotechnologie und Jesus Christus. „Are you a believer?“, fragt mich der junge Doktorand der Tongji-Uni Herr Xu, als wir eingequetscht am Platz des Volkes eine Rolltreppe hinauffahren. Er ähnelt einem dickens’schen Bestattergehilfen und trägt ein schwarzes Pink-Panther-T-Shirt (Hongkou, 25.9.)

Der dreißig Geschosse hohe Turm der philosophischen Fakultät. „Wie heißt das Gebäude?“ – „We call it in general building.“ Wir nennen es im Allgemeinen einfach nur Gebäude. Es klingt, als sagte Herr Xu: „We call it the general beauty – Wir nennen es die allgemeine Schönheit.“