Das Ameisenauto

Die polnische Dichterin, keine 25 Jahre alt, recherchiert für ihr Studium in Schottland und lebt dort davon, Fisch zu entgräten – eine Fabrikarbeit, schreibt sie, noch härter als das Rhabarberstechen in ihrer Jugend.

Auf der kleinen Elbinsel erschien dir jedes Gestrüpp einzigartig in seiner Gestalt, mit unverwechselbarem Schatten, besonderem Rauschen im Flusswind, seltsamen Amseln im Gezweig. Erstaunlicher Strauch – als wäre er selber Insel. (Lühesand, 7.6.)

Die schönen Zuckungen so vieler Leute im Gesicht, das sogleich wieder Antlitz wird, sobald sich einer unbeobachtet wähnt. Alles Kinder.

Setz dich irgendwo – gleich, wo! – hin, und sie kommen, scharen sich um dich und machen dich zum Teil und Mitglied, zum Mitmenschen! „Mit“, eines der bedeutsamsten Wörter, das Mitwort. (Braunschweig, 11.6.)

Das Kind hält ein Schulreferat über den blauen Anteil des Lichts, „das, was ich Himmel nenne“. Das Kind erzählt, Mitschülerinnen würden Tipp-ex als Nagellack benutzen. Und du erinnerst dich an deine ersten Typoskripte, die du nicht bloß geschrieben, sondern auch gemalt hast. (13.6.)

Slogan: „Arbeit ist der Fluch der trinkenden Klasse.“ (Barmbek, 14.6.)

Dem Kind auf Krücken kommt im Gewimmel des Hauptbahnhofs ein Kind auf Krücken entgegen – das stumme Lächeln auf beiden Gesichtern: Sind die Zukunft.

Das Auto des Nachbarn – voller Ameisen. Er sagt: „Das Ameisenauto.“