Das Schattenwort

Eine Viertelstunde lang in der Lärmröhre. Die lauernde Angst im Schatten. Ich hielt die Augen geschlossen und dachte an Liebes, an weiche Haut, ans Gehen durch sommerliche Felder. Kernspintomografie. Ein Wort für unsere Welt, Nullwort, das Angst einflößen soll und es tut. Ich versuchte, eine Art Techno-Beat in dem Lärm zu hören, ganz vergeblich. Ich stellte mir Foltermethoden vor. Ich dachte an Gedichte, weil nichts mich mehr tröstet. Ich wurde mehr und mehr nur mehr Körper. Dann, als ich fast resignierte und deshalb nah am Losbrüllen war, herausgezogen wie aus dem für mich bestimmten elektronischen Ofen. (Speersort, 18.5.)

Trost? Du.

Das Schattenwort wuchs.

Mit jeder Amsel auf einer Baumspitze kannst du dich unterhalten – so du den Sinn dafür hast, Lust und Zeit und etwas Amselgeduld.

Der ganze Klatsch und Tratsch – über die vermeintlichen Konkurrenten, Rivalen, die Frauen, die, statt dich, andere begehren und in ihr Bett lassen – wozu? Um deiner Angst wenigstens Gesichter zu geben, wo du ihr schon keinen Namen geben kannst? Sehr schade. Um dich, lieber Freund.

Das Schattenwort wuchs.

Brot und Lauch!

Nach einer so schweren Unterzuckerung wie seit Jahren nicht liegst du da in der kühlen Sonne auf dem Bett und schlummerst. Dein Körper – wer ist er? – gibt dir noch immer unmissverständlich zu verstehen – zu begreifen –, wann es genug ist und du ruhen musst. So wird es sein. Und nicht mehr aufhören …

Das Schattenwort wuchs.