Das Tier in der Tasche

„Immer wenn ich einem wirklichen Menschen begegne, vergesse ich alles, was ich gekannt habe.“ Angela Krauß

1852 malte Eugène Delacroix eine Studie aus der Erinnerung und schrieb darüber, jetzt atme die Landschaft auch ohne seine Lunge.

Im Flughafen Wien-Schwechat wird ein Passagier Franziskus ausgerufen, und die Leute blicken einander lächelnd an, um nicht nach dem Papst Ausschau zu halten.

Das Tier in der Stofftasche, das der Flugpassagier neben mir mit sich führt – es scheint wechselweise Angst zu haben und neugierig zu sein. Irgendwann, schon in der Luft, wechseln beide Empfindungen so schnell, dass das Tier einschläft.

Eugène Delacroix

„Das Bier kühlte seinen Körper, er spürte es unter der Bauchdecke fließen wie eine Infusion. Ein Segelschiff tauchte gravitätisch im schmalen Kanal zwischen dem Schilf auf. Eck war glücklich, aber er wußte nicht warum. Er bekam nasse Augen. Schwalben flogen zwitschernd über dem Wasser.“ Gerhard Roth, „Der See“

Eigentlich das wichtigste Wort meiner Zeit: „eigentlich“.

Die Beschreibung des katastrophalen Einzelnen, der Vereinzelung – ein nicht großartiges, ein wundervolles Buch ist Gerhard Roths „Der See“.

Weder bin ich Nutzer noch Verbraucher. Ich bin ein Braucher und ein Verschwender. Es ist mir das Glück, gebraucht zu werden, und mein Unglück ist oft, dass ich mich an vieles und so manchen bloß verschwende. (26.6.)

Foto: Eugène Delacroix, Daguerreotypie, 1842, aufgenommen in Frépillon von Léon Riesener