Das Zimmer singt

Ein Trubel, ein Jubel, Spektakel und Theater, Pose, Zorn, Gelächter: Ein Pulk aus sieben Halbstarken, wie man sagt, eigentlich aber Ganzstarken – noch nicht Verkümmerten und Verblassten, Müden und Ausgelaugten, Verbitterten und Verblödeten –, fläzt sich in zwei Bussitzreihen, grölt, ruft, staunt und feixt: „Digga, die Hure gesehen?“ – „Ist die Hure, Digga?“ – „Nee, noch nich!“ – „Also, Digga, chill.“ – „Abba bald, Digga, meine ist die, meine Hure!“ – Sie steigen aus beim Soulkebab, ohne ein Gespenst wie mich eines Blickes zu würdigen. Wie unfassbar bedeutsam wieder Blicke sind. „Kuckst du? Kuckst du?“ Kein Dichter hat das voraussagen können. (Barmbek, 5.1.2017)

Vor der Bäckerei, in ihrem goldenen Morgenlicht, einem Barren aus Licht, steht ein bibbernder Dalmatiner und wartet auf seinen Menschen.

Erinnere dich: an die beiden Albatrosse, die während der Überfahrt auf der Drake-Passage der „Bremen“ folgten – erst ein beinahe unsichtbarer Punkt in weiter Ferne, dann zwei, die immer näher kamen, simultan segelnd, kreuzend, wie Wellen in der Luft unter dem hellblauen Wasserhimmel.

Zwölf Jahre lang stand die Artemide-Lampe unter einer Treppe, in einer Abseite, einer kalten Mansarde zuletzt. Als ich sie wiedersah – wiederbemerkte –, war ich wieder 27 und baute mir selber Lampen, die der unerreichbaren Artemide glichen. Heute ist sie eine in die Jahre gekommene Schönheit. Als ich sie anschalte, wird es im Zimmer (meines Lebens) hell.

Das Kind tanzt im hellen Zimmer auf dem Parkett, wo die alten Dielenbretter den immergleichen klagenden Laut von sich geben. „Das Zimmer singt“, sagt das lachende Kind.