Unten im Garten steht einer der Fensterbauer und telefoniert. Die Sonne scheint, die Vögel singen, durchs Haus hallt das Gehämmer, und er sagt: „Heute Morgen habe ich ihnen mein Blut gegeben, das muss reichen für sie, mehr kriegen sie nicht von mir. Mein Blut, das sagt ja alles von mir, und was es nicht sagt, das geht sie nichts an.“
Berlioz‘ Symphonie phantastique in der Hamburger Laeiszhalle, dirigiert von dem erst blassen, dann leidenschaftlich steuernden, korrigierenden, die Traurigkeit tanzenden Ion Marin: Hundert Musiker auf der Bühne, Harfenisten, Pauker, Fagottbläser, Beckenschläger, der reinste Bienenstock, Bienen ohnehin die Cellisten, Kontrabassisten, Bratschisten und Geiger. Aber das Erstaunlichste an der ganzen ungestüm(-traurig)en Maschinerie ist doch der Eindruck, dass diese Vielfalt einen Einzelnen, sein Fühlen und Denken, sein Grübeln, Sichgehenlassen, neue Kraft Schöpfen und erneutes Versinken im Gram, die Nuancierungen seines Gemüts darstellt – die zeitlose Kraft des Kummers. (15.4.)
Am Morgen, sagt das Kind, habe es nicht mehr schlafen können, denn das Fenster sei ja offen gewesen. „Alle Vögel sind zurückgekommen und haben in den Hecken, die am Haus hochwachsen, miteinander geredet und laut Musik gemacht.“