Fregattvogel, verirrt aus der warmen Thermik über Rio in den kalten Januar: Mit seinen langen Beinen kreist ein Reiher durch die graue Luft über dem Haus.
Vom Grab des Hamburger Tierparkgründers Carl Hagenbeck haben Unbekannte den lebensgroßen schlafenden Bronzelöwen gestohlen. Inzwischen ist die Plastik bestimmt zersägt und eingeschmolzen. In der spinnerten Vorstellung des Dichters – ach Traumtänzer – kann der Löwe aber auch aufgewacht, von seinem Sockel gesprungen und davongelaufen sein, nachts durch Ohlsdorf streifender, hungrig Joggern auflauernder Bronzelöwe. Und ist so auch Bild für die Poesie selbst, schlafende Bronzedichtung, Figur auf dem Friedhof, lebendig und tot zugleich – Erinnerung. (15.1.)