Die Blumento-Pferde

Vom Bahnhof Glattfelden aus lief ich anderthalb Stunden lang an der Glatt entlang bis hinein ins Dorf des Grünen Heinrich, las Kellers Verse und Sätze auf den Tafeln am Wegrand, hörte dem Bäumerauschen zu, sah im Fluss die Wasserpest, fand alles schön, ging, lief, sank durch die Zeit und zurück in meine. Wo ist der Ausweg aus dem Augenblick? Vielleicht wirklich im Maß – hinzugehen durch lauter schöne Sonne, unterm Grün, in einer geliebten Geschichte, und dann heimzukehren in dein Leben wie von einer Reise in die Fremde. Aber sicher ist das nicht. Und darf es auch nicht sein. (Singen, 11.4.)

„Die Blumento-Pferde“, sagt das Kind ernst, „hast du die schon mal gesehen?“, und wie es da lacht, das Kind, und ich mit, weil ich sie sehe, in diesem Augenblick sehe ich sie vor mir, die Pferde, die Blumento-Pferde.

Das Wunderbare an Lars Gustafsson: dass er das Entscheidende unterzuheben versteht. So schreibt er über den verwirrenden Eindruck von Unwirklichkeit, den eine Lesung sowohl beim Autor wie beim Zuhörer hinterlassen kann: „Natürlich entsteht eine interessante Spannung, wenn wir zum ersten Mal eine authentische Lesung eines Dichters hören, den wir nur von unserer eigenen Interpretation her kennen.“ Das Entscheidende: „Die Lesung besitzt die Autorität des Dichters, aber in unserer eigenen Lesung verbirgt sich eine andere Autorität, die nicht unerheblich ist.“ (Lars Gustafsson und Agneta Blomquist, „Alles was man braucht. Ein Handbuch für das Leben“, deutsch von Verena Reichel)

Manchmal fliegst du weit weg – mitten aus dem Tag.