Die Geschichte des lebendigen Menschen

Warum du deinem Gedicht nun kaum noch traust, beschreibt Lars Gustafsson schon Anfang der Siebziger Jahre in seinem Essayroman „Herr Gustafsson persönlich“, aus dem Schwedischen übersetzt von Verena Reichel: „… als könnte die Lyrik nicht mehr selbstverständlich einen Platz in der Welt beanspruchen“, nennt Gustafsson einen Zustand, in dem er sich mit fast physischem Schmerz an alles erinnert, was ihn die eigene Lyrik einmal gekostet hatte, „wie ich langsam, langsam versucht hatte, sie das Sprechen zu lehren, wie ich sie zu lehren versucht hatte, einen Zustand festzuhalten, eine Unruhe, ein Glück, eine Trauer, weil diese festgehaltenen Zustände auf eine erschreckende Weise das letzte waren, was mich mit mir selbst und mich selbst mit der Geschichte verband, mit der Geschichte des lebendigen Menschen, des kommenden Menschen. – Und wie zuletzt, als sie sprechen konnte, niemand zugehört hatte. Und hatte ich ihr etwa selbst zugehört?“

Ein schwarzer Zug donnert vorbei. Spürst du das Feuer?

Wo wir es finden.

Heute ist Helga M. Novak gestorben. (24.12.2013)

„Looking out a window that isn’t there
Looking at the carpet and the chairs“
Bill Callahan

„Ich sehe was, das du nicht siehst, und das sehe ich eigentlich genauso wenig.“