Die Manchfaltigkeit

Hinterm Haus liegt ein torloses Fußballfeld, und über den Rasen staken stundenlang zwei Störche in einem unerklärlich langsamen Spiel.

Der Weg, auf dem ich gehe, ist ein „vom Winterdienst nicht betreuter“! Also ein nicht bestreuter? Indem ich hier gehe, hinein in die Stadt, betreue ich den Weg, und er betreut mich. (Greifswald, 6.11.)

„Die Schwalben fliegen und fliegen und fliegen, sie sammeln Beiträge zur Geschichte der Freude.“ Radka Denemarková

Hut ab. Haut ab.

Die Fotografin geht um den Tisch und knipst die Männer und Frauen, jede und jeden einzeln und mehrmals, nur die in die Jahre gekommene Dichterin mit der auffälligen Oberweite ignoriert sie, als wäre die Frau aus Luft. Gefragt, warum, antwortet die Fotografin verächtlich, zornig und hässlich: „Bei ihr platzt mir die Linse!“

Manchmal bin ich mir fast sicher: Das schönste Wort, das ich kenne, ist dieses „manch“, „mancher“, „manche“, und weiß manchmal, es stammt ab von „mannig“ (das englische „many“ ist seine Schwester), ist gesprochene Verkürzung, vielfältiger Dialekt, und von so manch anderem will es mir an manchen Tagen erzählen (aus der Tiefe der Zeit): vom Vielfältigen, Mannigfachen, der Manchfaltigkeit. (9.11.)

„Und die Literatur ist noch unentdeckt und nicht geboren.“ Auch das: Radka Denemarková