Die Schönheit der Wunder

Der schwere Regen, Bauch des Drachen, der sich als Schatten über die Stadt schiebt: Mit einem Mal wird es mittags stockdunkel, und ist dann das Gedonner verstummt, was für ein Geprassel! Dickste Tropfen, zwischen den Türmen tanzende Dunstsäulen, Regenhosen. Die Vorplatzüberdachung ist marode, zu lang schon sitzt dieses Raumschiff auf der Erde fest. Darunter bugsieren im Plattern auf dem Marmor Portiers und Putzfrauen auf Socken oder in Schlappen das Wasser mit überdimensionalen Schiebern die Treppen hinunter, egal, ob da einer gerade heraufflüchtet.

Der die Stufen heraufgeflüchtet kam, war einer der zwei mitgereisten Schweden. Er war nass bis auf die Haut, gerade so, als hätte ihn in Värmland auf einem Dorffeuerwehrfest ein Sommerplatzregen überrascht. Ich hielt mir meinen dicken Band mit Tranströmers Gedichten über die Stirn. Im Kopf hatte ich mitten in Shanghai einen schwedischer Vers: „Die Schönheit der Wunder war da.“ (Changning, 10.9.)