Kleists Kohlhaas noch einmal. Wie damals die Verstörung, wie nah das Ganze in den Bildern Kafka ist. Diese furchtbaren Rappen. Ob nun Opfer, Streitgegenstand, verwahrlost oder durchgefüttert – die Abgründe des Gemüts als Pferde. Und diese ganzen abscheulichen Zufälligkeiten! Am schlimmsten aber ist Heinrich von Kleists erbarmungsloser Satzbau. Wer sonst hat das Übel des jedem Deutschen aufgepfropften Beamtentums so knallhart hingeschrieben? Das, Kleist, ist’s, ha!, woran, ja, Sie, ich, wir, wohl, ha!, noch alle stets zerbrechen.
Nach den Starkregenwochen stehen die Leute in kleinen Gruppen auf den Brücken und starren fassungslos auf die gewaltig unter ihnen hindurch brausende Isar. Braun, grün, schlammig, böse, gemein fließt der Fluss sonstwohin. Ah, trüge er uns mit sich fort in die lebendige Gegenwart! (München, 16.6.)
Nein, nein, nein!
Fast.
Wenn sich dein Vater kurz vor seinem Tod die Sterbeversicherung hat ausbezahlen lassen – wodurch alle (etwaigen) Kosten seiner (eventuellen) Bestattung auf seine Kinder übergingen –, was glaubst du da: dass er womöglich dachte, er würde ewig leben?
„Die Vielzahl der Formen bringt dich durcheinander und macht dich glücklich.“ John Cheever
Am Schluss eines Absatzes über Tennessee Williams, dessen Werken er nachsagt, sie hätten „eine Form, die wenige Hemmungen kennt und ihren eigenen Gesetzen folgt“, schreibt Cheever weder an sich selbst gerichtet noch an jemanden sonst: „Gut zu schreiben, leidenschaftlich zu schreiben, weniger gehemmt zu sein, wärmer zu sein, selbstkritischer zu sein, anzuerkennen sowohl die Macht als auch die Kraft der Lust, zu schreiben, zu lieben.“ (20.6.)
Die Illusion, die Welt, die ganze Welt retten zu können mit ein paar Handgriffen, tausend, hunderttausend wiederholten, den Anderen aufoktroyierten Handgriffen. Nichts als Eitelkeit. Die Welt – die es gar nicht gibt – braucht nicht gerettet zu werden, sie rettet sich selbst, eher als du dich versiehst. (23.6.)