Ein Zwillingstag

Der Tag war morgens kühl, erwärmte sich rasch, war mittags sommerlich und wurde nachmittags zum Regen-, zum Unwettertag, ehe abends noch einmal die Wärme zurückkehrte, ein rosiges Licht, ein stiller Abend im Nieseln. Und der Tag darauf – genau gleich, nicht derselbe, doch, wenn es das gibt, ein Zwillingstag.

„Ich muss das Gras nähen“, versprach sie sich.

Vor drei Tagen, in der Trockenheit des Maisonnentags, sah ich eine verendete Weinbergschnecke, deren Schleimspur die Steinplatten der Stufen hinaufführte, wo aber auch bloß steinerne Wände und Zementboden waren: kein Ausweg aus der sengenden Sonne. Heute Morgen wachte ich auf und sah im Spiegel, aus den Augenwinkeln führte mir der Schleimspurschimmer zweier Schnecken über die Schläfen (9.5.).