Günter Grass ist gestorben. 87 Jahre wurde er alt. Einige Male sah ich ihn in den letzten 15 Jahren über die Buchmessen schlurfen, immer kleiner und kleiner, aber immer auch mit denselben wachen, wütenden, neugierigen, nach Geltung heischenden Augen. Gelesen habe ich ihn kaum, verehrt noch weniger. Doch wohin ich auch kam, Grass war schon dort gewesen. Ich mag im Grunde nur vier Zeilen von ihm, sein kleines Gedicht „Glück“: „Ein leerer Autobus / stürzt durch die ausgesternte Nacht. / Vielleicht singt sein Chauffeur / und ist glücklich dabei.“ (13. April 2015)
„Poésie = Gemütherregungskunst“ heißt es bei Novalis. Schön der Akzent, schön auch das Gleichzeichen, beides verweist auf die Bedeutung der Übersetzungen, die in der Tat wahre Kunst sind, ohne dass sie es nötig haben, darauf zu bestehen und sich großzutun.
Wir sind doch alle Flüchtlinge, gerade wir mit unseren vermeintlich festen Adressen.
„,Meine hellste Zeit‘, sagte Colin, ,die verbringe ich damit, sie zu verdunkeln.“ Boris Vian
In dem von Tag zu Tag (und Nacht zu Nacht?) rascheren Knospen, Treiben und Blühen wird auch der Fluss grüner mit jeder Stunde. (14.4.)
„Sonderbare Dinge geschehen im Licht der lebendigen Gegenseitigkeit.“ Martin Buber
Fotos (Cut-ups): Desert Ship (1), Runaway Boat (2)