Vergiss nicht, morgens kurz nach sechs, den rosigen, manchmal gar goldenen Schimmer über den noch leeren Straßen und Gehwegen zwischen den Türmen, wo schon die Spritzwagen fuhren. Eine Vogelluft und Vogelstille – doch selbst Spatzen und Tauben wussten, was bevorstand, und waren lange geflohen, um Atem zu schöpfen in umzäunten Parks (Erinnerung an Changning, 10.10.).
Mit einem Korb vorm Bauch geht eine dunkle junge Frau, vielleicht Türkin, durch den Waggon und ruft, nein singt herzerweichend: „Brezel! Frische Brezel! Wer möchte eine Brezel?“ (Göttingen, im Zug nach Frankfurt)
Von der Messe geflohen, über die Brücke, am Main lang, zu den Bildern (im Kummermuseum), den Bildern im Städel: Mit zweifelndem Blick folgte mir Franz Pforr durch die Säle. Und mit unseren 220 Jahre alten Augen sah ich drüben am anderen Ufer im Regendunst den Wolkenkratzer der Europäischen Zentralbank in die Höhe wachsen und zugleich schon dastehen als Ruine (Frankfurt, 11. Oktober).
Bild: Franz Pforr (1788 – 1812), Selbstbildnis (1810); Städel-Museum Frankfurt am Main