Fluss aus Sirup

Die Frau fährt mit dem „SUV“ von der Größe eines Räumpanzers von Laterne zu Laterne und klebt an eine jede ein selbstgestaltetes Suchplakat: Wo bist du? Darunter ein Foto, die Größe, die Farbe, der Name, die Besonderheiten. Ich bleibe vor einer Laterne stehen und erkenne das Gesicht nicht wieder, aber ich sehe den Kummer darin. (Sasel, 10.10.)

Im Fernsehen psalmodiert der Psychologe von der Psyche, und die Psychotherapeutin, seine Tochter, seine Frau, bekennt, so habe sie das Problem noch nie betrachtet, er sei ein Meister, sie habe noch einen weiten Weg vor sich, bis sie die Psyche verstehen werde.

„Frankentrump“ nennt die französische Presse den us-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten der sogenannten Republikaner – und benennt damit das Problem Donald Trump. Keiner will für dessen Demagogie und Sexismus, dessen Dumpfheit und Brandstiftung verantwortlich sein. Ein Monster, aus der Art geschlagen, muss dieser Milliardär sein. Nur ein Mensch, mit Abgründen und Fehlern, darf Donald Trump nicht sein. „Wenn ich nur an Bücher denke, muss ich gähnen“, sagt Trump. Er ist ein ungebildeter Idiot, ein Lügner, ein Widerling, ein Frauen- und Kinderverächter, ein hässlicher Drecksack und Hanswurst, und das ist nur der Beginn. Doch er ist kein Ungeheuer, dem man mit Argumenten und Kritik nicht beikommen kann. Er ist ein Mensch, und ich fürchte, er ist das getreueste Inbild unserer so gottlosen wie lachhaften Zeit.

Sie schwimme jeden Tag durch einen Fluss aus Sirup, sagt die Klavierlehrerin.

„He worships God with ashes.“ This Mortal Coil

Nobelpreis für Bob Dylan. „It’s not dark yet, but it’s gettin’ there.“ Ein gutes Zeichen in dieser furchtbar klanglosen Leere.