Hiersein, Fernsein

In der Abendbrise klingt vom Nachbargarten immer wieder unvermutet ein Glockenspiel, ein Windspiel herüber, sodass ich an die sommerlichen Kuhglocken der Kindheit erinnert bin. Und der Freund, auch er aus Bayern, zitiert, zitternd leicht seine Stimme, einen eigenen Vers: „Hiersein, Fernsein, geschüttelt vom Hals.“ Wenn das Hier und die Ferne abgeschüttelt sind – so wie (sowie) die Kuh den Kopf schüttelt –, frage ich, was bleibt? Der Klang! (Sasel, 15. Juni)

„Fast totgeküßt“, schreibt Storm, habe der wilde Heinz Kirch die kleine Wieb.

Die alten Fahrzeuge – Autos, U-Bahnen, Lokomotiven, Motorräder –, Sinnbilder nicht nur dessen, „wie wir uns einmal bewegten“, sondern auch Inbilder dessen, dass nichts sich je bewegt. Alles bleibt, wie es ist. Nichts wird alt, es bleibt alles jung.

Für eine Viertelstunde an diesem 15. Juni war wieder November.