Hinaus zum Anderen

Das Verwerfliche an allem Verletzenden, besteht es nicht viel eher darin, dass du, der übergreift auf einen Anderen, den Übergriff, die Verwundung der fremden Würde, nicht als solche anerkennst, sondern die Sache abtust, kleinredest vor dir und anderen, ja dich hinstellst als der oder die im Recht ist? Die Gewalt ist verzeihlich, solange sie anerkannt wird als Verletzen, als Verletzung. Reue, Buße, Sühne sind hier fehl am Platz. Gefordert ist Verantwortung – eine Antwort, die nur du geben kannst – als erste Wiedergutmachung. (Volx, 26.12.2019)

Einen vom Winterregen aufgequollenen Fensterladen abgehobelt.

Feist – Let it die

Du musst deine Überlegungen zur „Musik der Bedeutungen“ konkretisieren.

„Die Schule gehört ins Gefängnis!“, ruft das Kind, als wir am frühen Morgen gegen Viertel vor acht in den stockfinsteren Weg einbiegen, an dessen Ende hell erleuchtet das Schulgebäude steht und wartet. (7.1.)

Daran, dass sie keine Beine hat, erkennt der Hund, der dir entgegenkommt, die Tragetasche.

Bei Céline heißt es, die Erfahrung sei eine Blendlaterne, in deren Licht nur derjenige sehen könne, der sie trägt. Bullshit. Auf Célines Werk mag das zutreffen. Die menschliche Erfahrung aber, dort wo sie menschlich ist, knüpft sich an Mitgefühl, Mitteilung, Austausch und Überlieferung. Sie ist – um in dem manipulativen Bild zu bleiben – keine Laterne, sondern ein Rufen, zugewandt, suchend, aus dem eigenen Inneren hinaus zum Anderen. (11.1.)

Mark Kozelek with Petra Haden – Joey always smiled
Henry Purcell – King Arthur

Im Sturm wiegt sich die große Innenhoftanne hin und her – und mit ihr, auf dem höchsten, allerhöchsten Ast, die Taube, hin und her, wobei der Vogel bei jeder Bö neu das Gleichgewicht austarieren muss. Waraum tut sie das, die Taube? Ihr Spiel wirkt wie ein Zwiegespräch mit dem Wind.

Während es schüttet, zwitschert in einem Gesträuch minutenlang ein Schwarm Spatzen – und das vielstimmige Getschilp klingt EXAKT wie der Regen, sodass du das Eine eine ganze Weile für das Andere hältst. Der Spatzengesang – ein Jubel? Oder Imitation?