Hundert Jahre, ein Tag

Ist nicht jeder so eine alte Pracht – und deshalb so verlassen in seiner Geschichte und heruntergekommen, versunken in sich selbst wie das schöne alte einsame Nancy? Nachts auf der leeren und funkelnd erleuchteten Place Stanislas toben ein blondes Mädchen und ein Junge mit langen schwarzen Haaren durchs Dunkel und sind kleine Fürsten in diesen Augenblicken. Eine Frau erzählt, nachdem ihr Mann sie verlassen habe für eine Jüngere, wolle sie endlich ein Buch über ihre Familie schreiben, seit vier Generationen Konditoren. Ich erkenne vieles wieder hier, auch wenn ich niemanden hier kenne. Aber wo kennst du schon jemanden. Alain-Fournier wird oft durch die Straßen gegangen sein, hindurch unter den Wasserspeiern des Palais du Duc. Hundert Jahre, ein Tag. Ich grüße Dich von Herzen, lieber Freund, liebe Freundin im Jahr 2114: Er war schön, der heutige Tag. Im Café Excelsior schienen alle noch zu sitzen und zu plaudern, die je hier waren. Unsere Unterhaltung ein Raunen – es gibt Räume, in denen sind nicht die Toten die Gespenster, sondern du und ich. (Nancy, 25.2.)