Im Nu

Überall überraschend, immer wieder, taucht von einem zum anderen Augenblick, im Nu, ein Gesicht vor dir auf, und in das fällst du dann wie hinein. Warum, ausgerechnet, absichtslos, gerade in dieses? Das Geschlecht – gleichgültig. Es sind immer die Augen. Es ist immer Geschichte: Es geschieht, weil du darauf hoffst, weil es allein das ist, worauf du setzt: Durchbruch. Wohin: woher hinaus? Du fällst durch das fremde Gesicht aus der Unwirklichkeit (Redaktion, Hamburg, im Dreitagesommer, 26. Juli).

Kindheitsgeruch: Nagellackentferner. Die Fingerbewegungen meiner Mutter. Die Nägel, wie zehn rote Augen, die mich fragen, ob sie wohlgeraten sind. Die Watte, die Bäusche auf dem Tisch. Der Glastisch, der heute, hier, genauso wie dort, vor vierzig Jahren, im durch die Fenster hereinfallenden Licht des Wohnzimmers steht, neunhundert Kilometer entfernt.

Abend eines Hitzetags: Der schwitzende Bestattungsunternehmer steht vor dem Kellereingang. Für einen Augenblick hält er in der Tür inne und denkt nach, stirbt in Gedanken und schiebt dann rasch, ehe das Gewitter kommt, sein Fahrrad hinein.

„Wenn alles nichts hilft“, sagte gestern (28. Juli) der Arzt zu mir, „lasse ich meinen Zertrümmerer auf Sie los“ – und er meinte es gut, sogar gütig, und so verstand ich es auch, und doch ganz anders.