Jeder, der ihn besser kennt, weiß: Er kann mit Händen Fliegen fangen. Er öffnet ein Fenster, und wie die eigene Faust wirft er die gefangene und zugleich gerettete Fliege hinaus, ins Freie. Für ihn ist dieses Talent keine Fähigkeit, keine Frage von Schnelligkeit. Er sagt, er versetze sich in die Lage der Fliege. Sie staunt. Sie ist vergesslich. Er zögert einen Moment lang den Zugriff, den Fang hinaus … damit rechnet die Fliege nicht. Womit rechnet sie? Immer frei zu sein. Immer zu leben? Die Fliege rechnet mit gar nichts. Sie lebt. Sie fliegt. Sie fliegt hinaus.
Du kannst ein Buch vom ersten Satz an lieben und von ihm wissen, dass es ein dein Leben veränderndes sein wird. Woran liegt das? Am sogenannten Inhalt oder, noch schlimmer, am „Plot“ – oh Gott – ? Pffff … Es liegt einzig am Zweifel. Der Zweifel spricht aus allen Dingen und Wörtern bei Wolfram von Eschenbachs Auftakt zum „Parzival“, noch in der Prosaübertragung durch Wolfgang Spiewok: „Ist Unentschiedenheit dem Herzen nah, so muß der Seele daraus Bitterkeit erwachsen. Verbindet sich – wie in den zwei Farben der Elster – unverzagter Mannesmut mit seinem Gegenteil, so ist alles rühmlich und schmachvoll zugleich. Wer schwankt, kann immer noch froh sein; denn Himmel und Hölle haben an ihm Anteil. Wer allerdings den inneren Halt völlig verliert, der ist ganz schwarzfarben und endet schließlich in der Finsternis der Hölle. Wer dagegen innere Festigkeit bewahrt, der hält sich an die lichte Farbe des Himmels.“
Kindheit: Warmer Frühlingswind bringt warmen Frühlingsregen, trägt ihn vor sich her, bis der Regen zunimmt und den Wind löscht. Dazu duften in den Auen die Blüten der weißen Uferpflanzen.
Und Kindheit: Du spürtest den Regen weniger auf der Haut, als dass du ihn sehen konntest – nicht wie er vom Himmel fiel, sondern als silbernes Punktesystem auf dem Wasser. Der Fluss brachte den Regen.