Lesbarkeit

George Steiner über die Lesbarkeit des Blitzes („Wenn der Blitz spricht, sagt er Dunkelheit“):Blitz „Alle Formen und Codes, organische oder konstruierte, können Information vermitteln, können Emotion auslösen. Unsere bloße Existenz ist ein kontinuierliches Lesen der Welt, eine Entzifferungs-, eine Interpretationsübung in einer Echokammer, deren Volumen an Botschaften, an semiotischem Input unvergleichlich ist. Doch dies ist nicht unbedingt mit Verständlichkeit verbunden. Es gewährleistet mit seinem Potential und Ertrag nicht unbedingt Sinn.“ Vergleiche damit Coleridge über Wordsworth (mal runterscrollen: „An Inexhaustible Treasure“), aber auch Celans „Sprachgitter“, wo das Auge nicht einfach liest, sondern, zweifach, zudem gelesen wird: „Am Lichtsinn / errätst du die Seele“.

Aus: George Steiner, „Fragmente (leicht verkohlt)“
Sinn und Form 6/2012. Aus dem Englischen von Heide Lipecky