Lübeck

Immer wieder, nach langer Pause, gut – von großer Güte: Härtling zu lesen. So schreibt er in seiner Zeichnernovelle über den Nazarener Carl Philipp Fohr, bisher sei es Fohr noch nicht gelungen, in ein Bild hineinzugehen. „Das Fräulein suchte eine Zeit lang seine Nähe. Und er übte sich in Unsichtbarkeit.“ Das Süße. Das Zaudern. Die Saumseligkeit und das Zaghafte. Bei Peter Härtling kann man davon noch lesen. Wie gut. Von Güte.

An einem Mittwochmorgen tritt aus deinem Dorothea-Schlözer-Zimmer im Altstadthotel auf eine der Gassen, die hinunterführen zur Trave. Stumm und verlangsamt queren vereinzelte Leute auf dem Weg zur Arbeit die Straße. Kopfsteinpflaster. In Lübeck ist man pünktlich. Der frühe Januar wie ein März. Das Herz eine Handelskammer. Warum gibt es keine Pferdefuhrwerke mehr. Kein Mann ist hiergeblieben. Der Himmel mit niedriger Decke. Die backsteinerne Luft. (Lübeck, 7.1.)