Mit freiem Atem

„Und du mein Herz weswegen schlägst du // Wie ein schwermutsvoller Wächter / beobachte ich die Nacht und den Tod“ Apollinaire

Hochsommernektarinen!

Die Wespen und Hornissen bleiben aus, sobald es kaum mehr reife Feigen gibt – weil der Baum zwei Sommer lang braucht, um die letztjährige Stutzung zu verwinden (Verwinden? Ja.) – das heißt? Dass sie anderswo nach dem süßen Fruchtfleisch jagen. Oder dass sie warten. (Volx, 21.8.)

Gasflaschenspuren – auf der Rampe der Supermarkttankstelle Hunderte unterschiedlicher Einkerbungen im Beton. Alle erzählen oder wollen erzählen, sobald du bereit bist, sie zu lesen, von unwiederbringlichen Augenblicken, so verschieden wie identisch. (Manosque, 23.8.)

Das Gewitter rauscht heran mit krachendem Gedonner. Die Blitze haben Siebenmeilenstiefel, und ich höre den Regen herabrasseln, hunderte Meter, ehe er die Terrasse unter Wasser setzt.

Im Nationalpark der Toten ist Sommerpause.

The Cure – The top
Talk Talk – Laughing stock

Komm immer wieder – freiwillig, d. h. mit freiem Atem – zurück zu den Büchern, die dir ein eigenes Leben ermöglicht haben. So kommst du auch immer wieder zu dir selbst zurück, kehrst heim in deine Wirklichkeit, liest in der Geschichte deines Wirklichgewordenseins. (1.9.19)

Eines der Bücher: Peter Handkes Journal „Die Geschichte des Bleistifts“ von 1982, als du 17 warst. Darin heißt es – es? das Leben? das Denken? das Fühlen? die Vergangenheit? das Wesen? –: „Für mich bin ich ja oft alles. Aber vor anderen muß ich darüber hinwegtäuschen, daß ich nichts bin.“

Mark Hollis, der Sänger von Talk Talk, über Musik und über das Schweigen, die Stille: „The silence is above everything, and I would rather hear one note than I would two, and I would rather hear silence than I would one note.“