Musper

Die vielen bunten Blüten auf den Grasfeldern kurz vor Berlin – warum rühren sie dich? Ist diese Rührung oberflächlich, manirierte Emotion, oder reicht sie tiefer, ist Erinnerung? Ein Gegensatz? Jede Suche nach Wahrhaftigkeit oder Schönheit ist gefährlich, schreibt John Cheever. Und ich schreibe: Die Schönheit braucht keine Erklärung, und ich bin nicht der Archäologe meines Lebens, sondern der, der es zu leben hat. (Berlin, 29.5.)

Heute, mit einem Mal – unvermittelt? – nein –, die großen gelben Fußnägel des Vaters vor dir gesehen, der im Sterben liegt. Und das: manirierte Erinnerung, wohliger Schmerz?

„Musper“, sagte mein Sohn, als er klein war, Musper statt Muster.

Die Sprache seiner Mutter, die Staubsaugerspuren auf den Teppichen der Kindheit, der Jugend. Das Ordnungsmuster.

Jetzt, jetzt, jetzt!

Fast.

„Das Tier ist mein Versteck und die Buchstaben versuchen, mich wiederzufinden.“ Yoko Tawada