Kein Lied
Wohin du unterwegs warst,
unbekannt. Ich kenne
deinen Tagesbefehl
nicht, nur den Tag,
kein Lied, das
du sangst,
vielleicht
aus vollem Hals,
heller Heiterkeit. Ich weiß
von keinem Schimmer Licht,
in dem du lagst, froh. War da
ein Duft? Stiller Augenblick so.
Licht. Ferne Geräusche, fremd.
Hat dich jemand geliebt? Wer
war das? Ehe die Geschosse
kamen, und immer näher,
bevor es die Granate
zerriss, die Stille
zersplitterte
und du
mit.
Vor dem Regen her eile ich die Straße entlang. Ich eile die Straße entlang, und hinter mir her kommt der Regen, und er ruft. (Barmbek, 4.9.)
Ein junger Nachbar scheint sich einen Laubbläser zulegt zu haben. Er manövriert mit dem Gerät vor dem Haus und bläst jedes feindliche Blatt einzeln davon.
Auf der Straße heult ein Kind wie der Wind.
„Un jour il y a autre chose que le jour.“ Boris Vian
Eine Handvoll Notizen an einem Sommerabend mit Liedern nach Gedichten von Apollinaire:
„Dass du mich liebst, macht mich mir wert.“
„Prêt-à-mourir.“
„Amourir.“
„Zénith – jardin sans limite.“
Im Orchideenpalast der Aal, der wie eine Zunge im Mund durch das Aquarium züngelt – bis du entdeckst, da sind zwei Aale, zwei Zungen.
Du bist kein Kind mehr, zum Glück, leider, und bist doch noch immer, im Innern Kind. Das innere Kind. Kind-Hyde. Willst geliebt werden (endlich) wie ein Kind (bestenfalls) und lieben wie ein Kind (wie jedes Kind liebt).