Retzlaff & Stoffregen

Hier ist nichts. Keine Seele. Die Leute, allesamt freundlich, scheinen zu warten, die Zeit totzuschlagen mit dem Warten darauf, wieder arbeiten zu können. Morgens weckt dich das Branden des Verkehrs. Die Wagen brausen heran und hinein in den Tunnel unter der Stadt, um rascher in die Großstadt zu gelangen. Endlich wieder aus dem Haus! Zur Arbeit! Du gehst durch graue Siedlungen, alles ist friedlich, alles geordnet und ordentlich, pragmatische Paläste mit Vorgärten und Müllhäuschengassen. Das Altglas fällt metertief in unterirdische Behälter. Roboter auf den Straßen, die Hunde(roboter) ausführen, würden nicht verstören, kaum auffallen. Vom Zug aus siehst du einen Schriftzug auf einem Bürogebäude: ANGST & PFISTER. Es ist alles gut so. (11.2.)

Und war sie unzufrieden mit ihrem Äußeren, ihrem Gesicht, ihrem Augenglanz, dann schnitt sie sich den Pony kurz, radikal kurz, so kurz, dass sie vor dem Spiegel erschrak.

Die erschrockenen Gesichter Giacomettis und Walsers auf den 100- und 200-Franken-Banknoten.

Der Schnee bleibt liegen im Schatten der Waldungen oben auf den Hängen und Hügelkuppen. Der weiße Schatten. (Lenzburg, Goffersberg, dem „Gofi“, 13.2.)

Drôle de mère.

Bin ich etwa selbst der Retzlaff?

Im Schwimmbad hörst du den Beginn, den allerersten Satz eines Gesprächs zwischen zwei einander fremden Jungs: „Wollen wir Freunde sein?“ Dann beginnt das Spielen.

Mein Exemplar von Simenons „Die Phantome des Hutmachers“ hat auf dem Schmutzblatt ein Exlibris: „Dr. Stoffregen 28.10.82“. Der Roman – er beschäftigt meine Fantasie seit Jahrzehnten (und immerzu regnet es), beginnt, nein es ist der zweite Absatz, in dem es heißt: „Und es regnete seit dem 13. November. Ja, man konnte behaupten, es regnete ohne Unterlass seit zwanzig Tagen.“