Schwierige Tiere

Abends am Fluss begegnete mir Friedrich Nietzsche. Er hatte seinen dicken weißen Schnurrbart, seine traurigen Augen und das zugewandte Lächeln. Und so blieb er kurz stehen und sagte zu mir: „Glauben Sie an gar nichts, außer an die Begrüßung, die eine wahre Macht ist.“ Ich merkte, dass ich ihm nicht lange in die Augen sehen konnte – in seinen Pupillen tanzte das Feuer. (Klein Borstel, 24.3.)

Tranströmer.60er Du musst sie erst recht einladen, wenn die Leute nicht kommen können oder wollen. Du musst – wie Jay Gatsby – das Haus um jeden Preis offenhalten, zur Not Türen und Fenster rausreißen, auch dann – gerade dann! –, wenn ein Wirbelsturm anrollt.

Alles, was nicht automatisch geht auf dieser Welt, ist gut – allerdings ist das nicht automatisch so.

„Wenn es stimmt daß wir schwierige Tiere sind / Sind wir schwierige Tiere weil nichts mehr stimmt“ – an diesen Vers aus Durs Grünbeins Gedicht „Biologischer Walzer“ muss ich dieser Tage oft denken. Wir alle, so kommt es mir vor, sind wahnsinnig geworden. Da schließt sich Tomas Tranströmer feb 2014 ein 27-jähriger Co-Pilot im Cockpit ein und, wie es in den Meldungen heißt, „fliegt 149 Menschen und sich selbst in den Tod.“ Das deutsche Utoya eines fliegenden Amokläufers.

31.536.000 Sekunden hat jedes Jahr, errechnet das Kind.

Tomas Tranströmer ist gestorben. Leb wohl, Trana.

Fotos: Tomas Tranströmer in den 1960ern und 2014