Im Antiquariat der Behindertenwerkstatt, meine Tochter kramte in Kisten nach Mangas, und mir fiel unverhofft, ungelesen, Tomas Tranströmers lyrisches Werk in die Hand. Fünf Hefte „Sailor Moon“ und die „Sämtlichen Gedichte“ trugen wir zur Kasse, wo ich meinen Fund aufschlug und im Hinausgehen las: „Straßen in Shanghai // … Ich bin umgeben von Schriftzeichen, die ich nicht deuten kann, ich bin durch und durch Analphabet. / Doch ich habe bezahlt, was ich mußte, und habe für alles eine Quittung. / Ich habe viele unleserliche Quittungen gesammelt. / Ich bin ein alter Baum mit welkem Laub, das noch dranhängt und nicht zu Boden fallen kann. // Und ein Hauch von der See bringt all diese Quittungen zum Rascheln …“ (Alsterdorf, ein paar Tage vor dem Flug nach China, 1. – 3.9.)
Seit Tagen die schönsten Wolkenzeichnungen am Nachthimmel – Fisch, Wal, Zirrostratuslinienmuster unter dem kühlhell abnehmenden Mond. Die Schönheit der Welt, schreibt das Feuilleton über Terrence Malicks neuen Film „To the Wonder – Dem Wunder entgegen“, könne wohl den Durst nach Sinn nicht mehr stillen. Ist dem so? Eine Frage der Richtung, wenn nicht der Wolkenrichtung. „To the Wonder“ meint ja nicht „towards wonder“, sondern, schlicht, „Zum Wunder“ (eine Anmerkung) oder auch „An das Wunder“ (eine Epistel): Es ist da, so, wie es ist. Sieh nur!
Foto: Zhongshan-Park, Changning, Shanghai