Tränenfrühstück

Junger Mann sagt: „Mein Vater ist Kraftwerk-Anhänger.“

„Man will ein Meteor werden und endet als Sparbuch“, äußert Peter Sloterdijk und irrt sich wie in so vielem. Man will philosophieren und kann doch nur mit Metaphern jonglieren.

„Phase.“ – Phrase.

Du kannst nicht ausbrechen, ohne auszubrechen.

Beim Anblick und im Gefühl der Nähe des großen weißen Hundes mit dem Zottelfell, dem vollen Bart und dem schönen Antlitz wollte ich genauso unter dem Tisch liegen.

Die auf einer Leipziger Baustelle für eine Moschee abgelegte tote Sau, auf die „Mutti Merkel“ gekliert wurde, um zugleich die Kanzlerin, den Islam und die ins Land Geflüchteten zu verunglimpfen – Symbol für eine Gesellschaft, die längst keine mehr ist. Geschändet Schrift, Tier, Regierende, Miteinander. Wahrlich eine Schande. (25.2.16)

Das Kind verrät, noch immer Klavier zu spielen, heimlich, wenn keiner im Haus ist, nur das Kind und das Klavier.

Im Wohnzimmerglasschrank deines Gastgeberpaars leben drei knopfäugige, armdicke, stumme und reglos abwartende Kornnattern. „Sie sind alt“, sagt der Gastgeber. „Hauen nur noch selten ab. Früher fanden wir sie unter den Sofas, in den Wänden, drüben in den Tomatenbeeten beim Nachbarn.“ Die Nachbarn sitzen in der Diele und hören zu, während du liest. Während du liest, hörst du über dir das Knarren des Holzes in dem siebenhundert Jahre alten Haus. (Lübeck, 27.2.)

Tränenfrühstück.