Ist das Gedicht vielleicht wirklich unerheblich? Ja – solange das Dichterische anderweitig, in anderer Weite, Weise und Form fortlebt, zu leben neu anhebt.
Pension Himmel Fremden Zimmer (5.4., Kassel)
Unter dem Tisch liegen zwei dicke Bände Born: Nicolas Born Gedichte, Nicolas Born Briefe 1959 – 1979. Je ein schönes Foto von Born, wie er spazierengeht, auf den Buchumschlägen. Meine Briefe, denke ich, wird niemand sammeln können, irgendwann drückt irgendwer in Kuala Lumpur eine Taste, und sie sind gelöscht. Ich nehme Borns Gedichte zur Hand und schlage das geliebte letzte auf, „Ein paar Notizen aus dem Elbholz“, und lese mitten in den Kasseler Bergen: „Die Ruhe auf dem Lande ist oft stille Wut“ … „Wenn Sie die beiden Bände haben möchten, nehmen Sie sie mit“, sagt der freundliche Veranstalter, „die kauft hier eh keiner.“ Sie sind signiert, sehe ich, von Borns Tochter Katharina, der Herausgeberin, die sie hier vorstellte, vor fünf Jahren. „So übermütig will ich versteinern und / bestaunt werden“. (Schauenburg, 6.4.)