Von Plauen nach Nauen, von Guben nach Nuben

Wie oft fahre ich diese Strecke, im Schreckenszug von Hamburg nach Berlin und retour, dreißig, vierzig Mal im Jahr? Und das zwangsweise. Die öde Weite Mecklenburgs, darin die halb weggerissenen braungrauen Ortschaften, nicht Orte, alle mit erfundenen Namen, Plauen, Nauen, Guben, Nuben, Dassow, Sassow. Und immer wieder sehe ich aus dem Fenster wie hinein in einen rasend ablaufenden Traum und rauscht das Ungeheuer der Bahn mit seinen darin herumspukenden Mitarbeitern soeben durch einen zur Hälfte abgetragenen Weiler, wo Wracks von Wartburgs und Ladas in Vorgärten verrotten, die ich noch nie gesehen habe. Ganze Felderebenen unter Wasser. Oder, was hier dasselbe ist, voller Mais. Und das Ich dreht sich verschämt ins Man. Man denkt, man kennt hier jeden Busch, jedes vom Ostfrost halbblinde Schaf. Nichts da. Paulinenaue. War das gestern noch Plauen? Und plötzlich bricht der Zug durchs gläserne Schrebergärtenportal von Spandau, und wieder sind zwei absurde Stunden Leben dahingebracht.