Im Wachsfigurenkabinett blickt eine schmale junge Frau mit roter Strickjacke und Wollrock in einen Schaukasten und kehrt mir den Rücken zu. Erst nach Minuten erkenne ich, dass sie sich nicht bewegt, dass sie Sophie Scholls Abbild ist. Sie scheint uns zuzuhören, als ich meiner Tochter, die aufs Sophie-Scholl-Gymnasium gehen möchte, von der „Weißen Rose“ erzähle. Ein zärtliches Gefühl für die Figur erfasst mich. Ein Schaudern dann. Schließlich die angelernte Reserviertheit und Vernunft – „nimm Vernunft an“: Heißt das, es ist anzunehmen, dass es so etwas wie Vernunft gibt? Und wie seltsam: Wachs und Wachsen (Berlin, Unter den Linden, 13.1.).