Der verspätete Sommer, so spät dies Jahr, dass selbst der irr(ig)e Anspruch auf den Gesichtern: Wo bleibt er, mein Sommer? Ich hab mir die Wärme, die Sonne verdient! – vom Regen weggewaschen scheint … und jeder will wieder leben, lebt auf (Hamburg, Elbe, endlich, unterm rosig hellblauen Abendhimmel des 23. Juli).
Seltsam, seltsam bewegend, heute (heller heißer Sommertag am Alsterlauf) der junge Kerl vor dem Supermarkt, sein schwarzes Shirt mit dem Aufdruck: Weiter, weiter / Ins Verderben, / Leben, leben, / Bis wir sterben – seltsam der auf dem Rücken durch die Welt getragene Fatalismus Büchners, seltsam das Wir (um des Reimes willen?), seltsam das freiwillig Moribunde, das Morituri te salutant. Ich ging durchs Licht, ich ging vorbei und dachte (summte stumm): Weiter, weiter / Trotz Verderben, / Leben, leben, / Nur nicht sterben!
Was heißt „über seine Verhältnisse leben“? Und was „die Ruhe bewahren“? Die Stille bewahren kannst du nicht, aber die Ruhe, die Muße (selbst, gerade, im Lärmen des Fuhlsbütteler Sommerabendverkehrs). Verlier die Muße, und du fällst aus den Bezügen, den Beziehungen. Ruhelos, lebst du über deine Verhältnisse, ruhig wirst du darin.