Auf dem Parkplatz der Bürostadt war Markt, eine blaue Krähe stocherte in altem Laub nach Kirschen. (Hammerbrook, im Juli vor neun Jahren)
„Sterben ist wie ein Biß, der endlich sitzt.“ Nicolas Born
Alles an dem Polsterer, der den alten Sessel begutachten kommt, sieht gepolstert aus: Schuhe, Nase, Bauch, die Augen. Was er sagt, klingt gepolstert, Wörter wie Sofas und Sätze wie Sofaecken. „Wird er besessen?“, fragt der Polsterer und deutet auf den Sessel, so, als würde er nicht wagen, den Sessel selbst zu fragen.
Als ich in der Wandelhalle des Hauptbahnhofs die Neonreklame in einem Schmuckgeschäft las – Beju –, dachte ich augenblicklich an Paul Celan. In dessen letztem Gedichtband „Lichtzwang“ von 1970 heißt das vorletzte Gedicht „Du sei wie du“, und Celan lässt die Titelzeile ausklingen mit einem „immer“: Du sei wie du, immer. Die Angst, die Profanisierung der Poesie könnte mittlerweile viel weiter fortgeschritten sein, als ich glauben mag. Doch ist „Beju“, so fiel mir nach stunden- – stunden-! – langem Grübeln endlich auf, natürlich ein Wortspiel mit dem französischen Ausdruck für Schmuck: bijoux. Aber doch nicht nur. Be you. Eigentlich ja: be yourself. Und Celan rückt wohlweislich ein schmales, aber so bedeutsames „wie“ zwischen dich und dein Du. Denn dein Bild von dir, das wirst du nie erreichen. Immernie. Sosehr du dich damit schmückst. (St. Georg, 16.7.)
Schon mal mit einem geliebten Gedichtband in der Gesäßtasche in einem hochsommerlich aufgeheizten Dachboden gestanden, im Wespenlicht? Ein echtes Erlebnis.